Josef Lask
- geboren am 25.3.1924 in Drobin (Reichenbach)/Polen
- November 1940 bis November 1941 Ghetto Drobin
- November 1941 bis November 1942 ZAL Neustadt bei Zichenau (siehe „Nowe Miasto“
- November 1942 bis Januar 1945 Auschwitz-Jaworzno
- 28.1.1945 KZ Dachau
- 21.2.1945 KZ Dachau/Mühldorf
- 1947/1948 Frankfurt/Main
- USA
Quelle: eidesstattliche Erklärung
Leben vor dem Krieg
Diese eidesstattliche Erklärung gebe ich im Zusammenhang mit meinem Entschädigungsantrag wegen Schaden an Koerper un d Gesundheit ab.
Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges lebte ich zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern in Dobrin/Polen(1). Ich war ein gesunder, kraeftiger und lebensfroher Junge. Ich kann mich nicht erinnern, jemals an irgendwelchen Krankheiten gelitten zu haben, desgleichen erfreute sich meine Familie der besten Gesundheit. Mein Vater war ein angesehener Geschaeftsmann in Dobrin. Er besass einen großen Holzhandel, bzw. Holzgeschaeft und hatte mehrere Angestellte. Ausserdem war mein Vater auch Besitzer von mehreren Grundstuecken und Haeusern. Wie viel mein Vater verdiente, war mir nicht erinnerlich, da ich ein kleiner Junge war und mich fuer diese Dinge nicht interessierte. Wir lebten jedoch in besten wirtschaftlichen Verhaeltnissen.
Anmerkung (1): Drobin/Polen
Ghetto Drobin
Sofort nach Besetzung meiner Heimat, durch die Nazis, begann mein Leidensweg. Ich wurde in das Ghetto Dobrin eingewiesen und musste dort, obwohl ich noch fast ein Kind war, schwerste physische Arbeit verrichten. Ich wurde staendig schikaniert und misshandelt. Ich litt vor allem unter den unhygienischen Verhaeltnissen und der elenden Ernaehrung. In Dobrin erkrankte ich an einem schweren Typhus und lag darnieder ohne jegliche aerztliche Hilfe.
Als das Ghetto aufgeloest wurde deportierte man uns in das Lager Neustadt . Auch hier musste ich die schwersten Zwangsarbeiten verrichten.
Anm.: Ghetto Nowe Miasto, bestand von 01.10.1940 bis 18.11.1942, Quelle: ZRBG – Ghetto-Liste (Stand: 01.08.2014
Auschwitz-Jaworzno
Von Neustadt kam ich in das Konzentrationslager Auschwitz. Hier begann eine wahre Hölle fuer mich. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon bis zum Skelett abgemagert und in einem vollkommen verwahrlosten Zustand. Hier wurde ich von meine Eltern und meinen Geschwistern getrennt. Ich habe sie niemals wiedergesehen. Auch ich lebte in der staendigen Angst in die Gaskammern geschickt zu werden. In Auschwitz-Jaworzno musste ich Tunnel- und Streckenbauarbeiten verrichten. Ich wurde oftmals, wenn ich die Arbeit nicht zur Zufriedenheit meiner Peiniger ausfuehrte, brutal geschlagen und misshandelt.
Anm.: Auschwitz: vermutlich am 18.11.1942 nach Plonsk, am 30.11.1942 nach Auschwitz, siehe The United States Holocaust Memorial Museum, ENCYCLOPEDIA OF CAMPS AND GHETTOS, 1933–1945,VOLUME II, Ghettos in German-Occupied Eastern Europe, Part A, S.20
Dachau und Mühldorf
Von hier aus transportierte mich man in das Lager Dachau. Auch hier war ich den unmenschlichsten Bedingungen ausgesetzt. Ich musste - obwohl ich mehr tot als lebendig war - wiederum die schwersten und schmutzigsten Arbeiten verrichten. Oftmals dachte ich, dass ich nicht mehr weiterleben koennte. Als ich befreit wurde, war ich nur noch ein menschliches Wrack. Sofort nach meiner Befreiung wurde ich in ein Hospital eingeliefert.
Leben nach der Befreiung
Auch in West-Deutschland, wo ich bis zu meiner Emigration in die USA verblieb, stand ich unter aerztlicher Behandlung, und zwar wurde ich durch Aerzte der UNRRA betreut. Namen sind mir jedoch nicht mehr erinnerlich und ich bitte diesbezueglich beim Int. Roten Kreuz anzufragen.
Auch hier in den USA stehe ich unter aerztlicher Behandlung.
Durch die Verfolgungszeit leide ich noch heute an verschiedenen schweren Gesundheitsstoerungen. ... Es fällt mir schwer nachts einzuschlafen und ich werde immer wieder durch schreckliche Traeume aufgeschreckt. Mehrmals woechentlich leide ich unter migraeneartigen Kopfschmerzen, welche mit Schwindelanfaellen verbunden sind. Ich kann mich an nichts erfreune und habe keinerlei Interesse an etwas Neuem. Ich habe grosse Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Ich habe zu nichts Energie und Interesse. Oftmals bin ich sehr deprimiert und ich breche grundlos in Traenen aus. Ich bin dann unfaehig auch nur zu jemanden zu sprechen. Dieser Zustand haelt oft fuer mehrere Tage an.
Ich bin jederzeit bereit, mich durch einen Vertrauensarzt des Deutschen Konsulates untersuchen zu lassen.
Ich bestaetige die Richtigkeit meiner Aussage durch meine Unterschrift an Eides statt.
Anmerkungen
Weitere Quellen
-----
Entschädigungsamt
---
Anmerkungen
- Drobin hies von 1939 bis 1945 Reichenfeld. Muß beim Suchen berücksichtigt werden.
- Laut Akte war Lask in Jaworzno, laut Überstellungsliste im Lager Jawischowitz.
Bildnachweis
- Individuelle Häftlings Unterlagen - KL Dachau, 1.1.6.2/10168941/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Individuelle Häftlings Unterlagen - KL Dachau, 1.1.6.2/10168943/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Individuelle Häftlings Unterlagen - KL Dachau, 1.1.6.2/10168941/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Überstellungsliste - 04.02,1945 - 1.1.2.1 Listenmaterial AuchwitzTransportlisten und Überstellungen vom Konzentrationslager Auschwitz 17.09.1944-04.02.1945/ITS Digital Archive, Arolsen Archives,
Überstellungsliste vom Konzentrationslager Auschwitz zum Konzentrationslager Dachau - 04.02.1945. Enthält u.a. Angaben zu verstorbenen Häftlingen - in Dachau eingeliefert sowie zu in Dachau verstorbenen Häftlingen.