Elka Kolski, geb. Akin
- Geboren 23.10.1911 (1915?) in Lodz als Elka Akin
- Mai 1940 bis Juli 1944 Ghetto Lodz,
- August 1944 KZ Auschwitz
- August 1944 KZ Bergen-Belsen
- Oktober 1944 oder Dezember 1944 KZ Neuengamme/Außenlager Salzwedel
- 14.4.1945 befreit
- November 1949: Emigration in die USA
Anmerkung: In der eidesstattlichen Erklärung wird dass Datum "1915" genannt, in den Unterlagen aus dem Ghetto Lodz "1911". Die Namen der Eltern sowie der Beruf stimmen aber mit den Angaben in der eidesstaatlichen Erklärung überein, siehe Liste der Bewohner "Am Bach 12"'
Vor dem Krieg und Kriegsbeginn
Diese eidesstattliche Erklaerung gebe ich im Zusammenhang mit meinem Antrag auf Entschaedigung wegen Schaden an Koerper und Gesundheit ab. Vor dem zweiten Weltkrieg lebte ich zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern in Lodz/Polen. Ich war ein glueckliches, gesundes Maedchen und hatte keinerlei koerperliche Beschwerden. Nach Abschluss der Elementarschule habe ich bei meinem Vater das Schneiderhandwerk gelernt und arbeitete spaeter im elterlichen Geschaeft, einer Herrenschneiderei, mit. Ich hatte ein ausreichendes Einkommen und keinerlei Sorgen. Im Jahre 1938 verlobte ich mich und wir hatten die Absicht, bald zu heiraten. Dies alles aenderte sich, als der zweiten Weltkrieg ausbrach und Lodz von den Nazis besetzt wurde. Kurze Zeit spaeter wurde uns alles, was wir an Vermoegen besassen, weggenommen. Damals musste ich noch nicht arbeiten.
Quelle: Soweit nicht anders angegeben: Akten Konrad Kittl, Eidesstattliche Erklärung Elka Kolski;
Mai 1940 bis Juli 1944 Ghetto Lodz
Ich die unterzeichnete Elka Kolski, geb. Akin, geb. am 23.101915 in Lodz (Polen) erklaere hiermit an Eides statt , dass ich am 1. Okt. 1939 als Lodz von den Deutschen besetzt wurde, dort lebte. Noch im selben Monat mussten wir den Judenstern tragen und und von da ab jederzeit gewaertig sein, dass ich zur Zwangsarbeit herangeholt wuerde.
Am 1. Mai wurde das bereits bestehende Ghetto vollkommen abgeriegelt. Das Ghetto war von Stacheldraht umgeben und bestanden nur schwer bewachte Ausgaenge. Ich musste im Ghetto Zwangsarbeit leisten und zwar musste ich in der Abteilung arbeiten, wo Uniformen fuer die SS hergestellt wurden. Wir mussten mindestens taeglich 10 Stunden an 6 Tagen in der Woche arbeiten.
Quelle: Elka Kolski, Eidesstattliche Erklärung. 1956, Landesarchiv Niedersachsen, Nds. 110 W Acc. 14/99 Nr. 115972
Aber spaeter, als wir in das Ghetto eingeliefert wurden, wurde ich zu 12stuendiger Arbeit am Tag in einem Scheiderressort gezwungen. Bald magerte ich zu einem Skelett ab, da wir nicht genuegend Essen bekamen. Ich litt sehr unter der Kaelte und unter den unhygienischen Bedingungen. Mein Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide. Durch die unzureichende Ernaehrung war irgend etwas mit meinen Knochen falsch geworden. Ein Arzt, der auch im Ghetto gefangen war, sagte mir, ich brauche Kalzium und fuer dieses Kalzium hatte ich mein Brot herzugeben.
Spaeter begannen auch die Aussiedlungen im Ghetto. Meine Eltern und vier Brueder wurden weggeschleppt und ich habe sie nie wiedergesehen. Ich selbst zitterte jeden Tag davor, auch in die Gaskammern geschleppt zu werden. Ich wurde im Ghetto zweimal brutal zusammengeschlagen. Eines Tages stand ich nach Kartoffeln an - man hatte zuvor die Ration fuer 10 Tage gesperrt - und wurde von Aufsehern ohne jeglichen Grund so zusammengeschlagen, bis ich bewusstlos liegenblieb. Freunde schleppten mich dann weg. Einige Zeit spaeter, als ich einmal nicht schnell genug arbeitete, wurde ich wieder misshandelt. Im Ghetto brachen verschiedene Epidemien aus. Ich erkrankte zwar nicht an Typhus, aber litt unter staendigen Dysentherien.
Anmerkung: Der Vater Jakob/Jankiel, die Mutter Priwa und Elka Akin mussten mit 230 weiteren Einwohnern im Haus "Am Bachstr. 12" einziehen, siehe USHMM-Dokument "Block No. A 41 Am Bach Str. No.12 (ID: 36289)". In einem späteren Dokument "Am Bach (Podrzeczna) Str. Nr. 12 (ID: 36729)" wird beim Vater vermerkt: "gest. 28.11.41", bei der Mutter "ausg. 7.9.42". Laut der Erläuterung des Dokuments bedeutet "ausg. Datum" die Deportation nach Chelmno am angegeben Datum. Zu diesem Zeitpunkt umfaßte die Liste 275 Personen.
Auschwitz
Als dass Ghetto liquidiert wurde, schleppte man mich nach Auschwitz. In Auschwitz blieb ich nur kurze Zeit. Ich brauchte dort nicht zu arbeiten. Aber es war furchtbar. Man schlug mich einmal zusammen, als ich Kaffee holen ging. Eine SS-Frau sagte, ich brauche keinen Kaffee und schlug ihn mir aus der Hand und misshandelte mich. Ein anderes Mal, als ich zu einer Toilette gehen woolte, schlug mich zwei SS-Frauen zusammen. Ich glaubte, ich wuerde nicht lebend aus Auschwitz herauskommen.
August/September 1944 bis Oktober/Dezember 1944 Bergen-Belsen
Von Auschwitz aus transportierte man mich nach Bergen Belsen. Wir waren in einem Viehwaggon eingesperrt und erhielten waehrend der ganzen Fahrt nichts zu essen. Ich habe in dieser Zeit so viele Menschen sterben sehen, dass ich heute noch mit Grauen daran denken muss. In Bergen Belsen selbst habe ich wiederum nicht gearbeitet. Wir mussten ab und zu Reinigungsarbeiten verrichten. Es war dort unsagbar schmutzig. Wir mussten in Holzbaracken auf dem Boden schlafen, der nur mit schmutziger Holzwolle belegt war.
Oktober/Dezember 1944 bis 14.4.1945 Salzwedel
Im August 1944 kam ich nach Auschwitz-Birkenau, wo ich aber nur 2 Wochen blieb, so dass ich noch keine Nummer eingebrannt erhielt. Von dort aus kam ich nach Bergen-Belsen wo ich ca. 7 Wochen war, dann wurde ich nach Salzwedel weiter geschickt wo ich bis zum Mitte April 1945, bei meiner Befreiung war. In Salzwedel war ich war ich im Zwangsarbeitslager mit vielleicht 3000 anderen Frauen. Wir mussten in der Munitionsfabrik arbeiten. Wir mussten mindestens 10 Stunden taeglich an 6 Tagen in der Woche arbeiten. Ich erinnere mich nicht mehr, welche Nummer ich tragen musste.
Quelle: Elka Kolski, Eidesstattliche Erklärung. 1956, Landesarchiv Niedersachsen, Nds. 110 W Acc. 14/99 Nr. 115972
Nach einiger Zeit schleppte man mich nach Salzwedel, wo ich in einer Munitionsfabrik arbeiten musste, und zwar hatte ich Huelsen fuer Patronen an einer Maschine auszuarbeiten. Jeden Tag musste ich mehr als 12 Stunden schuften. Die Verhaeltnisse waren auch dort sehr schlimm. Ich war bei meiner Befreiung mehr tot als lebendig.
Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme Nummer !998 | |
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Ort | Salzwedel |
Bezeichnung | |
Gebiet | Provinz Sachsen |
Eröffnung | 10.07.1944 |
Schließung | 15.04.1945; Im April 1945: "Evakuierung" eines Teils der Häftlinge in das Außenlager Wöbbelin; Befreiung am 14./15.04.1945 [LIT] |
Deportationen | Im Juli 1944 traf ein Transport mit 1.500 Frauen aus dem KZ Ravensbrück ein. [LIT] |
Häftlinge | Am 25.03.1945: 1.518 |
Geschlecht | Frauen |
Einsatz der Häftlinge bei | Munitionsfabrik |
Art der Arbeit | Minenherstellung |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Nach der Befreiung
Nach meiner Befreiung blieb ich bis zum Jahre 1949 in West-Deutschland und emigrierte im November 1949 nach den USA. Seitdem lebe ich in Pittsburgh.
Anmerkungen
Entschädigungsamt
Hannover, EB-II/R 1 115972-K-, 1964-1967
Anmerkungen
Elka Kolski gab 1995 der USC Shoah Foundation ein Zeitzeugeninterview.
Bildnachweis
- Yad Vashem Archival signature 1602/346, Credit: Yad Vashem
- Jüdisches Museum Frankfurt am Main, Lodz-A335, Foto: Walter Genewein (siehe Yad Vashem 3435/335)
- United States Holocaust Memorial Museum; name list 27047: Documents related to the identification and registration of Jewish workers, including worker cards
- United States Holocaust Memorial Museum; name list 27047: Documents related to the identification and registration of Jewish workers, including worker cards
- United States Holocaust Memorial Museum; name list 36289: Block Number A 41, Am Bach Street Number 12, vom 16. 6. 1940
- United States Holocaust Memorial Museum; Block No. name list ID: 36729: Am Bach (Podrzeczua) Str. Nr. 12, ohne Datumsangabe