Abraham Schneps
Inhaftierungsorte und -zeiten laut Aussagen von Abraham Schneps:
- geboren am 22.12.1918 in Pilzno/Polen
- 1925-1934 Elementarschule
- 1935-1937 Gymnasium, Ausbildung zum Zahntechniker
- 8/1940-6/1943 Ghetto Rzeszow
- 6/1943 Ghetto Plaszow
- 6/1943-7/1943 KZ Flossenbürg
- 7/1943 -? KZ Neuengamme/Außenlager Braunschweig
- Sommer/1943-4/1945 KZ Neuengamme/Außenlager Ludwigslust (Wöbbelin)
Bei den Datumsangaben handelt es sich vermutlich um Schreibfehler.
Rekonstruierte Inhaftierungszeiten und -orte laut Häftlingsunterlagen Flossenbürg/Geschichte Ghetto Rzeszow/Aktenauszug - ITS T/D 253799
- geboren am 22.12.1918 in Pilzno/Polen
- 1925-1934 Elementarschule
- 1935-1937 Gymnasium, Ausbildung zum Zahntechniker
- 8/40-22.7.1944 Ghetto Rzeszow, Zwangsarbeitslager im Flugmotorenwerk Reichshof (?)
- dann KZ Krakau-Plaszow (deathcamps.org; eidesstattliche Erklärung Gesundheit)
- 4.8.1944 KZ Flossenbürg (Unterlagen Flossenbürg)
- 21.8.1944 KZ Natzweiler-Struthof/Außenlager Kolmar, Häftlingsnummer 33380 laut ITS-Auskunft (ITS T/D 253799)
- 12.10.1944 KZ Sachsenhausen (ITS-Auskunft, deathcamps.org: "the prisoners were taken to KZ Sachsenhausen, where the group was broken up and sent to various camps in Germany. By the war's end, of the original contingent of about 600 Rzeszow Jews, only a few dozen of them had survived ")
- KZ Neuengamme/Außenlager Braunschweig (Büsing-NAG) (eidesstattliche Erklärung Haft, Zeugenaussage)
- vermutlich Ende 1944 (siehe Braunschweig (Büsing-NAG) oder 1. 2. 1945 (deutschland-ein-denkmal.de) Salzgitter-Watenstedt (eidesstattliche Erklärung Gesundheit; siehe auch "Reichswerke Hermann Göring"
- KZ Neuengamme/Außenlager Ludwigslust (Wöbbelin)
- 2.5.1945 Befreiung
Vor dem Krieg
Diese eidesstattliche Erklärung gebe ich im Zusammenhang mit meinem Antrag auf Entschaedigung wegen Schaden an Koerper und Gesundheit an. Vor Ausbruch der Verfolgungsmassahmen lebte ich zusammen mit meiner Familie in Rzeszow. Ich erfreute mich eines guten und normalen Gesundheitszustandes und kann mich nicht erinnern, jemals krank gewesen zu sein. Nach Abschluss der Elementarschule habe ich fuer zwei Jahre noch das Gymnasium besucht und liess mich dann bei einem Zahnarzt zum Zahntechniker ausbilden Vor dem Krieg arbeitete ich als Zahntechniker und hatte mein schoenes und gesichertes Einkommen.
Quelle: Soweit nicht anders angeben: Akten Konrad Kittl, Eidesstattliche Erklärung Abraham Schneps
Nach Kriegsbeginn, Ghetto Krakau
Als die Nazis meine Heimat besetzten, begann mein Leidensweg. Bald wurde ich zu schmutzigen und erniedrigenden Zwangsarbeiten herangezogen. Im Ghetto, das man bald errichtete, lebten wir unter den furchtbarsten Verhaeltnissen auf engstem Raum zusammengepfercht, erhielten kaum etwas zu essen und wurden staendig schikaniert. Wir lebten in einem Schreckzustand vor den Aussiedlungen. Um ueberhaupt am Leben zu bleiben musste ich taeglich Zwangsarbeiten verrichten. Schon in diesen Jahren begann sich mein Gesundheitszustand zu verschlechtern. Ich litt unter chronischen Magenbeschwerden und magerte stark ab. Im Juni 1943 wurde ich von meiner Familie getrennt. Meine geliebten Eltern und meine drei Brueder wurden nach Auschwitz gebracht und ich habe sie nie wieder gesehen.
Zwangsarbeitslager
Mich selbst schleppte man in das KZ Lager Plaszow. Hier hatte ich nicht zu arbeiten, sondern befand mich sozusagen in Quarantaene. Wenige Wochen spaeter schleppte man mich in das KZLager Flossenbuerg und von hier aus in das KZ Lager Natzweiler/Kolmar. Dann kam ich nach Sachsenhausen. Aber auch hier trieb man mich weiter und ich war im KZ Braunschweig/Ludwigslust. Ich hatte in den Herman-Goering Werken in Wattenstedt zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt war ich nur noch ein Wrack. Ich hatte in Tag- und Nachtschichten in einer Munitionsfabrik bei der Herstellung von Bomben mitzuarbeiten.
Im Jahre 1944 verunglueckte ich an einer der Fraesermaschinen. Ich kam mit meiner rechten Hand an die Maschine und mein kleiner Finger wurde abgerissen. Ich kam in das Lagerhospital. Man behandelte mich hier. Ich musste hier jeden Moment damit rechnen, als nicht mehr nuetzlich in ein Vernichtungslager geschickt zu werden. Daher meldete ich mich bald zurueck zur Arbeit. In der Folgezeit im KZ Lager Ludwigslust konnte ich nicht schnell genug arbeiten und wurde wiederholt geschlagen. Ein Wachtposten, der mich nicht ausstehen konnte, bestrafte mich zusaetzlich, so dass ich fuer zwei Tage kein Essen erhielt. Damals bin ich fast verhungert.
Nach dem Krieg
Bei meiner Befreiung war ich nur noch der Schatten eines Menschen. Ich erhielt damals aerztliche Hilfe durch Aerzte des Roten Kreuzes und ging spaeter zurueck nach Polen, um nach meiner Familie zu sehen, konnte aber niemanden mehr finden und floh Ende des Jahres 1946 nach Westdeutschland, wo ich bis zu meiner Immigration nach Israel im Jahre 1949 verblieb. Seit dem Jahre 1960 lebe ich in den USA. Durch die grausamen Erlebnisse waehrend der Verfolgungszeit, die Krankheiten ohne Behandlung, die staendigen Misshandlungen, die Verletzung, die staendige Todesfurcht, den Verlust meiner ganzen Familie bin ich bis zum heutigen Tag gesundheitlich gestoert. Ich erklaere mich bereit, mich durch einen Vertrauensarzt des Deutschen Konsulates untersuchen zu lassen. Die Richtigkeit meiner Aussage bestaetige ich durch meine Unterschrift an Eides statt.
Anmerkungen
Weitere Quellen
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Entschädigungsamt
Darmstadt VIII/7D18492/18/A/DP/Schn 1965-1972?
Anmerkungen
Die Zeitangaben des Antragstellers in eidesstattlichen Erklärungen zur Haft widersprechen den Zeitangaben in Häftlingsunterlagen. Auch existierte das Lager Ludwigslust/Wöbbelin zu dieser Zeit nicht. Laut Flossenbürg-Dokumenten und ITS Auskünften kam Abraham Schneps im August 1944 aus Plaszow nach Flossenbürg, kurz darauf nach Natzweiler und Sachsenhausen (ITS T/D 253799). Wenn Schneps im Flugmotorenwerk Reichshof war, dann stimmen die Haftorte in den Aussagen mit den Angaben des ITS und Häftlingsunterlagen überein. Diese Orts- und Zeitangaben passen passen auch zur Geschichte von Rzeszow auf deathcamps.org/USHMM Ghetto-Beschreibung. Februar 1942: Ghetto Rzeszow wird geschlossen. 7.-19. Juli 1942: Erste Aktion. Erschiessungen, Deportationen, Verlegungen ins ZAL Lisia Gora (Flugmotorenwerk). 7.8.1942: 2. Aktion. 15. November 1942: 3. Aktion. Das Flugmotorenwerk wurde im Sommer 1944 (deathcamps.org)/am 22.7.1944 (deutschland-ein-denkmal) aufgelöst, die Häftlingsgruppe kamen laut deathcamps.org nach Plaszow (1 Woche), Flossenbürg, Natzweiler, Sachsenhausen. Laut ITS war Schneps zu einem unbestimmten Zeitpunkt auch im KZ Lager Ravensbrück.
Bildnachweis
- Individuelle Häftlingsunterlagen KZ Flossenbürg, 1.1.8.3/10996628/ITS Digital Archive, Arolsen Archives