Pera Giner (In Bearbeitung)
Pera Giner, geb. Dubinski,verwitwete Gurwitsch, geb. am 5.8.1921 in Kowno/Litauen
Eltern: Noah Dubinski, Rachel Dubinski, geb. Finkelstein
- 1929/1930 Vorschule „Deutsche Ober-Realschule zu Kauen“
- 1933 Litauisches Gymnasium
- 1940 Abitur
- 1940-1941 Angestellt bei Fa. „Centrinis Vaistu Sandelis“, erst im Lager, dann in der Administration
- Juni 1941 Ghetto Kowno
- 1.5.1942 Heirat Isaak Gurwitsch im Ghetto Kowno
- Sommer 1944 KZ Stutthof
- April 1945 Evakuierung über See
- Mai 1945 Befreiung bei Neustadt/Holstein
- 5.5.1945 Ehemann stirbt in Dachau
- Ende 1945 bis Anfang 1946 DPL Wedel bei Hamburg
- Anfang 1946 bis Ende 1946 DP Hostel Hamburg Alsterchaussee 34
- Ende 1946 bis Mai 1947 Blankenese, Flottbeckerchaussee 235
- Mai 1947 Emigration nach Israel
Familiengeschichte
Die Familie ihres Vaters wie ihr Vater lebte bis 1913 in Odessa, der Großvater residierte zusätzlich in Königsberg (Ostpreussen), er war Getreidegroßhändler und Exporteur. Die Familie legte Wert auf eine Hochschulausbildung des Vaters zum Maschinenbauer in Deutschland. Er wurde am 29.7.1911 am städtischen Friedrichs-Polytechnikum in COETHEN/ANHALT immatrikuliert. Eine Fortsetzung des Studiums war nach Kriegsbeginn nicht mehr möglich, ihr Vater blieb jedoch in Deutschland und lernte hier auch seine spätere Ehefrau, Rachel Finkelstein aus Kaunas/Litauen, kennen. Diese hatte in Berlin an der Charite bei Professor Williger eine zahnärztliche Ausbildung genossen. Nach dem Ende des Krieges begaben sich der Vater und seine spätere Ehefrau nach Kaunas, wo sie 1920 heirateten und wo 1921 Pera Griner geboren wurde. Die Familie gehörte zu den Baltisch-Deutschen, auch in Litauen wurde Wert auf tiefgehende Kenntnisse der deutschen Sprache und Kultur gelegt, in der Familie wurde deutsch gesprochen, in der Familie wurde deutsche Literatur gelesen und deutsche Zeitungen wurden abonniert.
Pera Giner wurde im Vorschulalter von einer eine baltisch-deutschen, qualifizierte Kindergärtnerin betreut, wurde später an der „Deutschen Ober-Realschule zu Kauen“ eingeschult, welche dann später in „Deutsches Gymnasium zu Kaunas“ umbenannt wurde. Sie hat diese Schule von Beginn des Schuljahres 1928/1929 bis zum Ende des Schuljahres 1932/33 besucht. Sie verlies dann die Schule aus Protest gegen die Judenverfolgung in Deutschland und besuchte dann das litauische Gymnasium, welches sie mit Ende des Schuljahres 1939/40 mit dem Abiturabschluß verlies.
Sie arbeitete dann bis 1941 als Angestellte bei einer litauischen Firma (Details siehe Abschrift der eidesstattlichen Erklärungen von Pera Giner und ihrem Vater).
Akte Pera Giner, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_44679, Akte Pera Giner, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V
Während der Verfolgung habe ich meinen Mann, meine Mutter, Großmutter, Onkel, Tanten und andere Familienmitglieder verloren und war bei der Befreiung, nach allem, was ich erlitten habe, nur ein menschliches Wrack.
Akte Pera Giner, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V., Eidesstattliche Erklärung für Antrag auf Entschädigung wegen "Schaden an Körper oder Gesundheit" vom 24.5.1964
Ghetto Kaunas
Als die Deutschen Juni 1941 meine Heimatstadt Kowno besetzten, mussten wir den gelben Judenstern an Brust und Rücken ragen. Anfangs August 1941wurde ich in das Ghetto Kowno eingewiesen. Hier bis Sommer 1944 festgehalten worden. Das Ghetto war durch Stacheldraht gesichert und von SS bewacht. Ich habe im Ghetto ununterbrochen zwangsarbeiten muessen und zwar : Saeuberungs- und Aufräumungsarbeiten für die Waffen-SS, als Lageristin in einem Lager der Wehrmacht und als Transportarbeiterin auf einem Flugfelde.
Quelle: Eidestattliche Erklärung Pera Giner wegen „Schaden an Freiheit“ vom 9.12.1954, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_44679
Wir sind mit Perla Dubinski, spätere Frau Gurwitsch und jetzige Frau Pera Giner im August 1941 ins Ghetto Kowno geschickt worden, wo wir in den folgenden Arbeitsplätzen gearbeitet haben: Bahnmeisterei, Wehrmacht und Waffen-SS
Quelle: Eidesstattliche Erklärung der Zeugin Sonja Sudarsky vom 9.10.1953. Akte Pera Giner, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_44679
KZ Stutthof
Im Sommer 1944 wurde ich in das KZ Stutthof verbracht. Hier erhielt ich die Häftlingsnummer 46022, dort habe ich als Schreiberin im dortigen Hospital arbeiten müssen. Hier verblieb ich bis Ende April 1945, in welchem Zeitpunkte die Evakuierung des KZ begann, wir wurden auf Schiffe verladen und unweit bei Friedrichsort von britischen Truppen befreit.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung Pera Giner, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_44679
Pera Gurwitsch wurde laut Häftlings-Personal-Karte des KZ Stutthoff am 16.7.1944 ins KZ Stutthof eingeliefert.
Anmerkung: Eine Beschreibung der Situation während der Fahrt nach Neustadt finden Sie in der Biografie von Zwi Zaks.
Als das Ghetto im Juli 1944 liquidiert wurde, sind wir zusammen mit den übrigen Juden und Pera Giner nach Deutschland deportiert worden, kamen in das Frauenlager Stutthof und waren im Zentrallager Stutthof bis April 1945. Wir wurden von Stutthof evakuiert und zwar nach Kiel, wo wir Ende April evtl Anfang Mai 1945 von den Engländern befreit wurden.
Eidesstattliche Erklärung Sonja Sudarsky vom 9.10.1953, Akte Pera Giner, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_44679
Schicksal des Ehemanns
Der Ehemann von Pera Gurwitsch, Isaak Gurwitsch, wurde von Kaunas nach Dachau deportiert und wurde dort am 29.7.1944 eingeliefert. Er erhielt hier die Häftlingsnummer 85371. Laut Eintrag starb er hier kurz nach der Befreiung am 5.5.1945. Der Bescheid für "Schaden am Leben" vom 30.1.1961:
"1.) Die Antragstellerin erhält als Hinterbliebene ihres Ehemannes Isaak Gurwitsch, geb. am 16.5.1908, gest. am 5.5.1945,[…] eine Kapitalentschädigung für die Zeit vom 1.6.1945 bis zum 31.10.1948 in Höhe von 2.583,89 DM […]
Gründe:
Die Antragstellerin ist die Witwe des am 16.5.1908 geborenen Isaak Gurwitsch. Dieser wurde im Jahre 1941 wegen seiner jüdischen Abstammung in das Ghetto Kowno eingewiesen. Von dort wurde er im Juli 1944 in das KZ Dachau verbracht. Dort ist er kurz nach der Befreiung am 5.5.1945 verstorben."
Quelle: Akte Pera Giner, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_44679
Nach der Befreiung
Mit den englischen Truppen und zwar als Dolmetscherin wurde ich in das frühere KZ Neuengamme und von dort in das frühere ZAL Wedel bei Hamburg verbracht, kam in der selben Eigenschaft ca. Mai 1946 nach Hamburg, wurde dort UNRRA Employee II class und verblieb in Hamburg ununterbrochen bis zu meiner Anfang Mai 1947 erfolgten Auswanderung nach Israel. Meine Auswanderung erfolgte legal aufgrund eines Certifikates. Ich traf in Israel am 31.V.1947 ein.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung Pera Giner vom 9.12.1954, Staatsarchiv Hamburg, Akte Pera Giner, Signatur 351-11_44679
… Ende des Jahres 1945 war ich DP-Insassin im DP-Lager Wedel b. Hamburg, wo ich bis Anfang 1946 wohnhaft war. Dort wurde ich als Dolmetscherin von der UNRRA verwendet und in dieser Eigenschaft im Jahre 1946 von der UNRRA in das DP-Hostel Hamburg, Alsterchaussee 34, versetzt, wo ich wohnte; meine Arbeitsstelle war damals am Gänsemarkt 35, wo die Büros des UNRRA-Teams 74 sich befanden.. Von Ende 1946 an – und über den Januar 1947 hinaus – wohnte ich ununterbrochen bis Anfang Mai 1947 im Vorort Blankenese b. Hamburg, Flottbeckerchaussee 233 (Wohnsitz des UNRRA-Team 74).
Anfang Mai 1947 erfolgte meine Auswanderung nach Israel, wo selbst ich am 31.Mai desselben Jahres eintraf.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung Pera Giner vom 17.5.1957, Staatsarchiv Hamburg, Akte Pera Giner, Signatur 351-11_44679