Zwi Hersch Zaks

Stationen - Zwi Hersch Zaks
Stationen - Zwi Hersch Zaks. Quelle: [1]
  • gerboren am 22.8.1920 in Riga/Lettland.
  • 1926-1934 Volkschule/Gymnasium, Schlosser
  • verhaftet  7/1941, Ghetto Riga
  • 10/1943 KZ Riga-Kaiserwald
  • 9.8.1944 KZ Stutthof
  • 9/1944 KZ Stutthof/Außenlager Stolp
  • 3/1945  KZ Stutthof/Außenlager Lauenburg
  • 4/1945 KZ Stutthof
  • 25.4.1945 Transport nach Neustadt/Holstein
  • 3.5.1945 Neustadt Befreiung
  • DP-Camps Neustadt, Hamburg-Blankenese
  • 1948 Israel.

Vor der Verfolgung

Vor dem Kriege wohnte ich in Riga; ich war von Beruf Schlosser; mein Vater war Kaufmann. Ich wohnte auf Zvirgden (Insel in der Stadt).

Quelle: Eidesstattliche Erklärung  Zwi Zaks, 1954, Staatsarchiv Hamburg, Sig.  213-13_3575

Der Kläger (KL) gibt auf Befragen an, dass er in Riga geboren sei [...] Seine Eltern und seine 5 Geschwister sind bereits im November 1941 umgekommen. [...] Der Vater war von Beruf Häusermakler und hatte ein gutes Einkommen, die Mutter führte den Haushalt, war nicht berufstätig. [...]Er besuchte die Volksschule bis um Abschluss, er war ein guter, aber nicht gerade hervorragender Schüler gewesen. Er trieb im Rahmen der Schule Turnen und Sport. Nach Abschluss der Schule wurde er Schlosserlehrling, legte später die Gesellenprüfung mit Erfolg ab und arbeitete dann als Schlossergeselle. Nach der Besetzung Lettlands durch die Russen (1940) musste er in ein Schlosserkollektiv eintreten, da Privatunternehmen verboten waren.

Fachärztliches psychiatrisches Gerichtsgutachten. 27.8.1969

Ghetto Riga

Im Juli 1941 wurde in Riga ein Ghetto geschaffen. Ich wohnte zeitweise in der in der Ludzasstr. 85 und arbeitete in der Grosse Heeresbaudienststelle 1. Das Ghetto war umzäunt mit Stacheldraht und bewacht von SS. Ich trug den Judenstern auf Brust und Rücken. Täglich wurde ich unter Bewachung zu Fuss ca. 2 km in die Merkelostrasse zur Arbeit geführt. - Im Oktober 1943 kam ich ins KZ Kaiserwald und von dort nach 3 Tagen nach Kaiserwald- Deutsche Reichsbahn. Das Lager war umzäunt mit Stacheldraht und von SS bewacht. Ich trug Häftlingskleider mit der Häftlingsnummer 7517, wohnte in einer Baracke und arbeitete bei den Eisenbahnwerken. Das Lager befand sich im Eisenbahnwerk. -

Quelle: Eidesstattliche Erklärung  Zwi Zaks, 1954, Staatsarchiv Hamburg, Sig.  213-13_3575

Im Juli 1941 kamen wir in das Ghetto Riga, ich wohnte Wilanustr. 14, er Ludzas 85. wir arbeiteten bei der Grossheeresbaudienststelle 1, ich bei M.V.A. Das Ghetto war umzäunt mit Stacheldraht, bewacht von SS. Wir trugen Judenstern auf der Brust und am Rücken. Im Okt. 1943 kamen wir nach Kaiserwald, im Dez 1943 kamen wir nach Kaiserwald-deutsche Reichsbahn, das Lager war umzäunt mit Stacheldraht, bewacht durch SS. Wir trugen Häftlingskleidung, mit H.-Nr. Er hatte die H.-Nr. 7517, ich die H.-Nr. 611, wir arbeiteten zusammen bei den Eisenbahnwerken, wir wohnten zusammen in einer Baracke. Wir blieben bis zum 6.8.1944 und kamen dann nach Stutthof

Quelle: Zeugenaussage  David Jakobsohn, geb. 13.6.1913 in Riga,  1954, Staatsarchiv Hamburg, Sig.  213-13_35754

 

Als im Jahre 1941 der deutsch-russische Krieg ausbrach, lebte der Antragsteller im Rahmen seiner Familie in Riga. Er wurde sofort verhaftet, sowie alle anderen Jugendlichen, dann wurde er gezwungen bei Deutschen in Riga zu arbeiten. Spaeter wurde das Ghetto eroeffnet, die Familie wurde dorthin überführt und auch von dort wurde Ast. zur Arbeit genommen bis nach wenigen Monaten das Ghetto liquidiert wurde. Bei dieser Gelegenheit verlor Ast seine ganze Familie, er selbst kam zu einer Arbeitsgruppe der Fachleute und wurde in ein Zwangsarbeitslager gebracht. Er musste verschiedenste Dienste für die Wehrmacht versehen. Im Jahre 1943 kam er ins ZAL Kaiserwald, von wo er nach kurzer Zeit zur Reichsbahn als Schlosser überstellt wurde. Ast arbeitete dort bis zum Jahre 1944 und wurde dann ueber Stutthof, Danzig per Schiff nach Neustadt in Holstein gebracht wo er am 3. Mai 1945 durch die Engländer befreit wurde.

Vertrauensärztliches Gutachten, Juli 1965

Riga: Ghetto und Zwangsarbeitslager
Riga: Ghetto und Zwangsarbeitslager; Quelle: [2]

Er litt während der Zwangsarbeit an der Reichsbahn in Riga einen Arbeitsunfall durch einen defekten Flaschenzug. Stürzte mit dem Kopf voraus in einen Schacht und brach sich das r. Schlüsselbein. Ausserdem Schnittwunden an den Händen, bes. r. Habe in einem Notverband und unter großen Schmerzen weitergearbeitet um nicht nach Kaiserwald zur Liquidation zurückgeschickt zu werden.

Gutachten 14.4.1965

Stutthof, Stolp, Lauenburg

Im August 1944 kam ich mit Schiffstransport ins KZ Stutthof, Das Lager war umzäunt und bewacht von SS. Dort erhielt ich die Häftlingsnummer 56420 und trug Häftlingskleider. Ich verrichtete Lagerarbeiten und wohnte Baracke Nr. 13. - Im September 1944 kam ich ins ZAL Stolp. Es war umzäunt mit Stacheldraht und bewacht von SS. Dort trug ich dieselbe Häftlingsnummer und Häftlingskleider und arbeitete weiter bei den Eisenbahnwerken. - Im März 1945 kam ich ins ZAL Lauenburg b/Danzig. Das Lager war mit Stacheldraht umzäunt und bewacht von SS. Ich hatte die selbe Häftlingsnummer und Häftlingskleider. Dort arbeitete ich beim Bunkerbau. Nach ca. 2 Wochen kam ich zurück ins KZ Stutthof und arbeitete dort im Außenkommando in Steige beim Bunkerbau. Täglich wurde ich unter Bewachung , ca. 3 km zu Fuß, zur Arbeit geführt und trug Häftlingskleider und Häftlingsnummer. Das Lager war von SS bewacht und mit Stacheldraht umzäunt. -

Quelle: Eidesstattliche Erklärung  Zwi Zaks, 1954, Staatsarchiv Hamburg, Sig.  213-13_3575

dort bekam er die H.-Nr: 56420, ich hatte die H.-Nr. 56611. Das Lager war umzäunt mit Stacheldraht, bewacht durch SS. Wir trugen Häftlingskleidung arbeiteten in den Eisenbahnwerken, im März 1945 gingen wir gemeinsam nach Lauenburg, wohnten in Nachbarsbaracken, arbeiteten beim Bunkerbau, nach ca. 2 Wochen kamen wir zurück nach Stutthof, dort blieben wir bis zum 25. April und wurden evakuiert mit Booten nach Neustadt-Holstein, dort wurden wir am 3.5.1945 befreit.

Quelle: Zeugenaussage  David Jakobsohn, geb. 13.6.1913 in Riga,  1954, Staatsarchiv Hamburg, Sig.  213-13_35754

Konzentrationslager Stutthof
Ort Sztutowo / Stutthof  
Gebiet Reichsgau Danzig-Westpreußen (1939-1945), Freie Stadt Danzig
Eröffnung 01.09.1939 als Zivilgefangenenlager; ab 05./13.11.1941 als SS-Sonderlager weitergeführt; ab 13.01.1942 Änderung der Bezeichnung in KZ
Schließung "Evakuierung" ab 25.01.1945 in Richtung Kdo Lauenburg. Die noch im Lager verbliebenen Häftlinge wurden im letzten Drittel des Monats April 1945 über die Halbinsel Hela per Schiff evakuiert.
Deportationen  
Häftlinge Insgesamt sind von 1939 bis 1945 etwa 110.000 Menschen aus 27 europäischen Ländern und den USA durch das Lager Stutthof gegangen. Schätzungen gehen davon aus, das 65.000 Menschen das Lager und die "Todesmärsche" nicht überlebten. [LIT]
Geschlecht Männer  
Art der Arbeit Arbeit in der Landwirtschaft,
Bemerkungen Im KZ Stutthof waren auch Arbeitserziehungs-Häftlinge untergebracht.
Markierung  
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de
Außenlager des Konzentrationslagers Stutthof
Ort Słupsk / Stolp
Bezeichnung  
Gebiet Preußen (Provinz Pommern)
Eröffnung 26.08.1944
Schließung März 1945 ("Evakuierung"), am 03.05.1945 in Neustadt/Holstein befreit
Deportationen  
Häftlinge insges. 650 männliche u. weibl. Häftlinge
Geschlecht Männer
Einsatz der Häftlinge bei  
Art der Arbeit Arbeit in einer Waggonreparaturwerkstatt
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de
Häftlingspersonalkarte Zwi Zaks
Häftlimgspersonalkarte Zwi Zaks, Quelle: [3]
Häftlingspersonalkarte Zwi Zaks
Häftlingspersonalkarte Zwi Zaks, Quelle: [4]

Seetransport

Evakuierungsroute
Evakuierungsroute

Der Befreiung in Neustadt ging eine grausige Tragödie voran. Im Gutachten des Herrn Dr. Goldschläger finden sich nur die wenigen Worte "wurde dann über Stutthof, Danzig per Schiff nach Neustadt in Holstein gebracht, wo er am 3.Mai 1945 durch die Engländer befreit wurde".
Diese wenigen, harmlos klingenden Worte genügten, um mir zu zeigen, dass Kl zu den relativ wenigen Ueberlebenden einer der scheusslichsten Missetaten gehörte, die die Nazis sich in den letzten Tagen ihrer zusammenbrechenden Herrschaft geleistet hatten. Ich kannte diese schaurige Geschichte genau, hatte ich sie doch im Rahmen meiner Gutachtertätigkeit im Laufe einiger Jahre von drei oder vielleicht vier wegen Gesundheitssschaden Begutachteter, alles Frauen, gehört und zwar fasst immer mit fast den gleichen Worten. Ich musste natürlich strengstens vermeiden, dem Kl etwa die mir bereits bekannte Geschichte zu suggerieren; ich sagte ihm daher, dass ich von dieser Evakuation auf dem Seewege schon von anderen Begutachteten gehört hätte, es aber noch einmal aus seinem Munde hören möchte. Der bis dahin psychisch stark gehemmte Kl geriet nun in Affekt, der Affekt durchbrach die Hemmung, und er erzählte lebhaft und in starker Erregung von dieser "Seefahrt", und noch etwas anderes überraschte mich mich: seine Frau, die damals wohl noch nicht seine Frau gewesen war, hatte ebenfalls an diesem Transport teilgenommen. Auch sie, die bis dahin still da gesessen hatte, wurde lebhaft und geriet in starken Affekt. Die Geschichte dieser "Seefahrt", wie ich bereits früher von 3 oder 4 Begutachteten gehört hatte, und jetzt auch vom Ehepaar Zaks nochmals hörte, ist folgende: Bei Annäherung der russischen Armee, wurden die Häftlinge von Stutthof nach Danzig evakuiert und dort in 6 Schleppkähne "verpackt", in denen sie wie Sardinen zusammengepresst sassen oder standen; das Deck der Kähne wurde abgeschlosen, doch scheint es, dass die Insassen durch die engen Luken etwas Tageslicht und bei ruhiger See auch etwas frische Luft bekamen. Der Schleppzug wurde in etwa sechs- bis siebentägiger Fahrt von Danzig nach Neustadt (Holstein) geschleppt. Es gab weder etwas zu essen oder zu trinken. Der Durst wurde unerträglich, sodass die Unglücklichen ihren eigen Urin tranken, bis die Urinsekretion versiegte. Es scheint, dass es manchen gelang, durch die Luken Seewasser zu schöpfen, das aber in dem westlichen Teil der Ostsee - zwischen Rügen und der holsteinischen Küste - bereits einen Salzgehalt hat, der es untrinkbar macht. Ein grosser Teil der Häftlinge starb währen der Fahrt an Verdurstung, Hunger, Erstickung in dem ungenügend entlüfteten Raum, der von den Ausdünstungen der Häftlinge und ihrer Exkremente, sowie dem Leichengeruch der Verstorbenen erfüllt war. Nach sechs- oder siebentägiger Fahrt näherte sich der Schleppzug dem Hafen von Neustadt, unglücklicherweise gerade in dem Moment, als die englische Vorhut Neustadt erreichte. Die Engländer vermuteten einen deutschen Landungsversuch und eröffneten das Feuer auf den Schleppzug. Die deutsche Besatzung des Schleppdampfers warf das Schlepptau ab und der Dampfer machte sich davon, während die Kähne von Wind und Wellengang auf den Strand getrieben wurden. Es gelang den Häftlingen, die Deckluken der Kähne zu öffnen und alle, die noch dazu fähig waren, sprangen über Bord und wateten oder schwammen zum Ufer, Die Engländer erkannten ihren Irrtum und stellten das Feuer ein, die Besatzung des Schleppdampfers eröffnete dagegen auf die Watenden und Schwimmenden das Feuer. Viele der Häftlinge sind dem Feuer der Engländer und dann der Deutschen zum Opfer gefallen. Die Engländer brachten die die völlig entkräfteten Ueberlebenden in das Landkrankenhaus Neustadt, das sie zu diesem Zweck beschlagnahmt hatten.

Quelle: Gutachten Dr. Kauffmann, 1969

Nach dem Krieg

Nach der Befreiung war ich im DPL Neustadt-Holstein bis Mai 1946, dann von 1946 bis 1948 im DPL Hamburg-Blankenese und wohnt im Warburg-Kinderheim, Kostenbergstrasse 58. Ich besaß Indexkarte und habe mich am 1.1.1947 bei der UNRRA registriert. Ich arbeitete beim Wachdienst uns als Küchengehilfe die ganze Zeit. Ich heiratete 1948 (Anfang) in Hamburg-Blankenese im Standesamt die Margit Ehrlich. - Im Jahre 1948 wanderte ich nach Israel aus; jetzt habe ich 2 Kinder, bin Arbeiter und besitze kein Vermögen. Ich verlor meine Eltern, 3 Schwestern und 1 Bruder. ….

Quelle: Eidesstattliche Erklärung  Zwi Zaks, 1954, Staatsarchiv Hamburg, Sig.  213-13_3575

Wir wurden zusammen im Mai 1945 in Neustadt-Holstein befreit. Nach der Befreiung waren wir beide bis zum Jahre 1946 im D.P. Lager Neustadt-Holstein und kamen von dort in das D.P.Lager Hamburg-Blankenese Kinderheim, wo wir bis Ende April/Anfang Mai blieben.

Wir befanden uns am 1.1.1947 beide im D.P.Lager Blankenese, waren bei der UNRRA gemeldet und wurden von dieser betreut. Wir wohnten beide im Kinderheim Kostenbergstrasse 58 und arbeiteten zusammen in der Küche. Zaks Zwi arbeitete auch als Wächter. Im Jahre 1948 wanderten wir zusammen mit der S/S „Transsilvania“ nach Israel aus.

Quelle: Zeugenaussage Roza Roelen, geb. Ekstein, geb 26.5.1910 in Panticeu/Rum, Staatsarchiv Hamburg, Sig.  213-13_3575

Anmerkungen

Weitere Quellen

Staatsarchiv Hamburg, Akte Zwi Zaks, Signatur 213-13_3575

Entschädigungsamt

Hamburg EG 2208.20/13

Anmerkungen

  1. Transportdaten Riga-Danzig: THE UNITED STATES HOLOCAUST MEMORIAL MUSEUM ;
    Encyclopedia of CAMPS AND GHETTOS, 1933–1945, VOLUME I, Part B, S. 1232
  2. Ermordung von Juden im Ghetto Riga: " In two large-scale Aktions on November 30 and December 8, 1941, more than 24,000 Latvian Jews from the Riga ghetto were
    murdered by German and Latvian police. " THE UNITED STATES HOLOCAUST MEMORIAL MUSEUM ;
    Encyclopedia of CAMPS AND GHETTOS, 1933–1945, VOLUME I, Part B, S. 994

Bildnachweis

  1. "Übersichtskarte Baltische Länder Interessengrenze", Zusammendruck Maßstab 1:1 000 000, 1941, "Hergestellt im Auftrage Gen St de H Abt f Kart u Verm W", Quelle: mapster
  2. Karte Riga, lithuanianmaps.com
  3. Hirsch Sachs, Häftlingspersonalkarte 1.1.41.2/4622190/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
  4. Hirsch Sachs, Häftlingspersonalkarte 1.1.41.2/4622191/ITS Digital Archive, Arolsen Archives