Max Frenkel
- Max Frenkel, geboren am 6.1.1922 in Hanau/Main/Deutschland;
- 6.11.1940 Sosnowitz verhaftet, Judenstern, Zwangsarbeit,
- 11/1940 – Sommer 1943 ZAL Saybusch („Lachowitz“),
- Sommer 1943 -11/1944 ZAL Parzymiechy,
- 11/1944 Groß Rosen,
- 12/1944 – 11.4.1945 KZ Buchenwald,
- DP Zeilsheim,
- 2.10.1947 Emigration in die USA
Sosnowitz
Ich lebte bei meinen Eltern in Sosnowitz, Marktstrasse 15. Wenige Tage nach Kriegsausbruch wurde Sosnowitz von den Deutschen besetzt. Alle Juden, so auch ich, wurden zusammengetrieben, in eine Halle verbracht. Dort wurden die Haare kurz geschnitten & die Bärte abgenommmen. Abgesehen von der Zeit, in welcher diese Prozedur vorgenommen wurde, mussten wir dauernd marschieren. Diese Festnahme dauerte 3 Tage.
Etwa Anfang Novemder 1939 musste ich mich als Jude kenntlich machen. Zuerst trug ich das Judenkennzeichen am Arm. Als Jude war ich von da ab äußerlich gekennzeichnet bis zur Befreiung. Ich war rechtlos. Jeder, der sich obrigkeitliche Befugnisse anmaßte, holte mich einfach weg zur Arbeit, die ich unter steter Aufsicht verrichten musste.
Max Frenkel, Eidesstattliche Erklärung vom 30.8.1957
Lachowitz
Ich wurde am 6.11.1940 in Sosnowitz (Oberschlesien) verhaftet, weil ich Jude bin, und in das Zwangsarbeitslager Lachowitz, Kreis Saybusch in Polen, gesteckt. Die Insassen dieses Lagers fanden als Bautrupp an mehreren Stellen des Kreises Saybusch Verwendung. Ich selbst habe diese Arbeit bis Sommer 1943 geleistet.
Max Frenkel, Edesstattliche Erklärung vom 11.3.1954
Gegen Oktober-November 1940 kam ich in das Zwangsarbeitslager Lackowitz. Hier wurde ich einem besonderen Arbeitskommando zugeteilt. Bei der Schaffung von siedlungen für deutsche Fluechtlinge wurde unser Kommando mit dem Abreissen der bestehenden Gebaeulichkeiten und dem Planieren des Bodens beschaefftigt. Ich arbeite an verschiedenen Orten im Seibuscher Kreis.
Max Frenkel Eidesstattliche Erklärung vom 30.8.1957
4. Wenige Wochen, nachdem die Deutschen in Sosnowice einmarschiert waren, erhielt ich von der Gestapo oder der SS durch die jüdische Gemeinde den Befehl, zu einem bestimmten Sammelplatz zu kommen, und zwar mit einem Anzug. gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass wir Zwangsarbeit machen mussten. Ich war in eunem Trupp von ungefähr 160 jungen Juden. Wir wurden von uniformierten Deutschen auf einen Eisenbahnwaggon auf einer Fahrt von mehreren Stunden weggebracht, mussten dann aussteigen und marschierten dann von dieser Station, die ich nicht kenne, nach einem Ort Lachowice. Das war ungefähr 150 Kilometer von Sosnowice entfernt, das war um die Jahreswende 1939/1940, und ich war ein volles Jahr, etwa 10 Monate, bis zum November 1940, in Lachowice. An diese Stelle in L. waren die Juden hingebracht worden, um für die SS zu arbeiten und zwar waren wir mit Bauarbeiten beschäftigt. Wir mussten Häuser abreissen und ein anderes großes Gebäude aufrichten. Wir lebten an verschiedenen Stellen verstreut und wurden jeden Morgen in Trupps von einem SS Mann zur Arbeitsstelle gebracht und abends wiederb zurück gebracht.
Aussage Abram Gelbart, geb. 2.2.1920 in Siedsziszow/Polen, 12/1954. StAL EL 350 I/Bü 16348
Parzymiechy
Wir unterstanden dem SS Brigade Fuehrer Schmelk(1), der Polizeipraesident in Breslau war. Sein Quartier war in der Villa des Grafen Potoschki. Bei der Arbeit wurden wir dauernd bewacht. Diese Zwangsarbeit dauerte bis spaet 1944.
(1) gemeint ist Albrecht Schmelt, siehe Dienststelle Schmelt, Polizeipräsident Breslau von 1934-1942.
Max Frenkel Eidesstattliche Erklärung vom 30.8.1957
Er erzählt, daß er er in Sosnowitz OS, Polen, gelebt habe und im Jahre 1940, als er 17 Jahre alt war, in das Arbeitslager Bautrop Lachowitz (Polen) gebracht wurde, wo er dann während etwa zwei Jahren in der einen oder anderen Stadt arbeitete. Im Lager Parzymiechy, wo er sich etwa drei Jahre lang aufhielt, lebte er in einem großen, ungeheizten Schuppen. Die Nahrung war schlecht, de Kleidung zerlumpt, die Schuhe bestanden aus Holzsohlen mit leineneem Oberteil. Er wurde gezwungen im Schnee zu laufen und zu arbeiten. Oft wurde er mit der Peitsche geschlagen, bs er in den Schnee fiel ; es wurde Wasser über ihn ausgegossen und er wurde erneut geschlagen. Er blutete aus dem Mund und den Wunden. SS-Oberführer Meiwald schlug in oft mit einem Ochsenziemer, während sein Hund Rex auf ihn einbiß. Trotz der Wunden mußte er arbeiten; die Heilung derselben erforderte drei bis vier Wochen.
Gutachten von Leo H. Pollock, Kansas City, vom 8.7.1964
5. Im November 1940 wurde unsere ganze Truppe wegtransportiert und zwar nach dem Lager Parcymiechy. Ich war dort für mehr als vier volle Jahre bis zu meinem Abteransport nach Buchenwald im januar 1945. In dem ZAL P. wurden ausschließlich juden, und zwar meistens jüngere, arbeitskräftige Leute. wir arbeiteten unter der SS, denn die SS hatte als ihren eigenen Betrieb dort gewisse ländereien übernommen, nachdem ein Graf Potocki dort enteignet worden war. Die SS hatte dort ihren eigenen Betrieb, von mehreren dutzend Leuten. Ein gewisser SS-Führer Maiwald war unser Vorgesetzter, ich glaube er stammte aus Niederschlesien. Ich arbeitete als Tischler, die Arbeit war deshalb so schwer, da ich um 6 Uhr anfangen musste und erst um 9 Uhr aufhören durfte. Die Verpflegung war miserabel. Bei den meisten Kleinigkeiten gab es Prügel. Viele Monate des Jahres waren sehr kalt. Heizung hatten wir nicht und auch bei Arbeiten im Freien hatte ich weder richtige Bekleidung, noch richtiges Schuhwerk für den Schnee. Ein gewisser Jacubowitz war der Leiter der Truppe, zu der ich gehörte. Es gab keinerlei ärztliche Versorgung und ich war oft krank. Mehrere von uns wurden erschossen, denn die SS war mit dem Schiessen sehr leicht zur Hand. Wenn jemand versucht hatte, sich irgendwie Lebensmittel zu verschaffen, wurde er, wenn es bekannt wurde, sofort erschossen. Ich erinnere mich ganz genau an mehrere dieser Vorkommnisse, die mich natürlich furchtbar erschreckten. Es gab in diesem Lager keinerlei Vergünstigungen, Urlaub, sondern nur strengste Arbeit und schlechte Verpflegung und Mißhandlungen. Die zahl der Insassen schwankte zwischen 3-600 Personen. die alle für die SS arbeiteten. Die SS-leute wohnten in einem guten Hause, dieses war auf der anderen Straßenseiteuf der unsere umzäunten Baracken waren. Ich erinnere mich an einen gewissen Winter, der ursprünglich aus Auschwitz stammte, einen gewissen Rosenbaum, der auch aus Sosnowice stammte. Diese beiden machten auch besondere Schneiderarbeitenfür die SS. Der vomn mir angegebene Zeuge Schlomkiewicz stammte aus Sosnowice. Unter den SS-Führern war jüdischer Lagerältester, ein Art Kapo. Mit mir selbst arbeitete noch ein gewisser Joskowicz und ein Tischler Rosenberg, der auch aus Sosnowice war. Ungefähr fünf jüdische gefangene Frauen arbeiteten in der Küche.
Aussage Abram Gelbart, geb. 2.2.1920 in Siedsziszow/Polen, 12/1954. StAL EL 350 I/Bü 16348
Groß Rosen und Buchenwald
Im November 1944 wurde ich von dort in das Konzentrationslager Groß-Rosen bei Breslau abtransportiert, wo ich zwei Wochen blieb. Dann ging es ins KZ-Lager Buchenwald, wo ich im Dezember 1944 eintraf und bis zu meiner Befreiung am 11.5.1945 blieb.
Max Frenkel, Eidesstattliche Erklärung vom 30.8.1957
Im Dezember 1944 wurden die Gefangenen gezwungen, sich zu Fuß nach Westen zurückzuziehen und er marschierte drei oder vier Wochen durch Schnee und Eis, bs er im Konzentrationslager Groß-Rosen ankam. Zeitweise marschierten sie zu zweit und wurden mit Stöcken auf den Kopf geschlagen. Sie mußten sich dann im Schnee ausziehen und sein ganzer Körper wurde rasiert. Die geschah auf grausame Weise; Teile des Scrotums und der Haut wurden von dem Rasierapparat abgeschnitten. In diesem Lager, wo er sich zehn Tage aufhielt, wurde er staendig geschlagen. Er hatte nur ungenügende Kleidung im Schnee. in dem neuen Lager Groß-Rosen wurden sie ausgezogen und gezwungen, etwa vier Stunden lang draußem im Schnee zu gehen. Nach zehn Tagen Aufenthalt wurden sie auf offene Bahnwaggons verladen, neunzig Menschen pro Waggon; sie waren dann drei Tage lang dem Winterwetter ausgesetzt und wurden nach dem Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Hier mußte er praktisch drei oder vier Monate hungern und wog nur noch 68 Pfund, als er am 11.April 1945 befreit wurde.
Gutachten von Leo H. Pollock, Kansas City, vom 8.7.1964
Anmerkungen
Weitere Quellen
- Staatsarchiv Ludwigsburg, Akte Abram Gelbart, (StAL) EL 350 I/Bü 16348
Entschädigungsamt
Darmstadt
Anmerkungen
Den Antrag von Abram Gelbart erhielt ich irrtümlicherweise. Allerdings enthielt er zufälligerweise eine detailliertere Beschreibung der Situation im Lager Parzymiechy, weshalb ich die Aussage hier aufnahm.
Bildnachweis
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