Überblick

Die Antragsteller beschreiben

  • die Rückkehr nach Polen und die sehr oft erfolglose Suche nach Verwandten in Polen und die Rückkehr nach Westdeutschland (manchmal auch aus auch Furcht vor weiteren Verfolgungen dort, z.b. Jakob L.; David B.; Meyer B.; Basia S.; Bernard M.),
  • den Aufenthalt in DP-Camps,
  • Emigration meist nach Israel (später u.U. weiter in die USA) oder in die USA.
  • die bleibenden psychischen und physischen Schäden der Verfolgung

Folgende Displaced Person Camps wurden bislang in den Akten gefunden:

Bergen-Belsen, Berlin-Schlachtensee, Bettenhausen, Butzbach, Dieburg, Emden-Kaserne, Eschwege, Feldafing, Föhrenwald, Hamburg-Blankenese, Hanau, Heidenheim, Hessisch-Lichtenau, Hofgeismar/Kassel, Lampertheim, Landsberg, Landsberg/Lech, Leipheim, Neustadt/Holstein, Schwandorf, Stuttgart-West, Tirschenreuth, Ulm, Wasseralfingen, Wetzlar, Zeilsheim

Informationen zu Displaced Person Camps bei den Arolsen Archives, dpcamps.org und bei ORT. Informationen zu ORT ("Organisation-Reconstruction-Training") finden Sie hier.

Henry Eichenbrenner

geboren am  28.12.1928 in Demblin/Polen, Aussage von 1964

Biografie:  bis 7/1944 Ghetto Demblin (Fluggelände), 7/1944-1/1945 KZ Krakau-Rakow (Metallfabrik), 1/1945 -4/1945 KZ Buchenwald (Steine tragen, Aufräumarbeiten Weimar), dann KZ Theresienstadt, 8.5.45 Befreiung, Kanada, 1963 USA

und als ich mich ein wenig erholt hatte, bin ich wieder zurueck in meine Heimatstadt Demblin gefahren in der Hoffnung, doch noch einige Verwandte zu treffen. Leider sind alle umgekommen und ich war als einziger am Leben. Ich bin zurueck nach Deutschland gefahren und habe mich in Fuerth/Bay. gleich registriert als zur Auswanderung nach Uebersee und wanderte dann vom juedischen Kongress aus als Waisenkind nach Canada aus

Jakob Eisenkraft

geboren am 15.11.1913 in Czernowitz/Rumänien

Biografie: 1939 Judenstern, Anfang  10/1941 Ghetto Czernowitz,  bis 3/1944 Berschad, 3/1944 Befreiung, Czernowitz, Rumänien, Jugoslawien, 26.11.1946  Einschiffung auf "Rafiach" mit 785 weiteren Passagieren in Bakar/Kroatien, gesunken am 8.12.1946 vor der Insel Syrna/Syrnos, Zypern, Israel  


Sämtliche Aufenthaltsorte- und Daten nach dem Kriege: Czernowitz Rumaenien ueber Jugoslawien nach Cypern. Ich befand mich auf dem Schiff Rafiach, welches im Aegaeischen Meer bei der Insel Cyrena unterging. Ich wurde von den Englaendern gerettet und kam nach Cypern.

Anmerkung: Zeitangaben zum Untergang siehe "Jewish Independent", abgerufen am 10.4.2022

Bernd-Dov Joseph

geboren am 16.2.1924 in Trempen/Ostpreusen

Biografie:1936 Polen, zurück  nach Deutschland, vermutlich September 1940 Einschiffung in  Tulccea/Donaudelta, November 1940 Haifa, "Quarantäne"  auf "Patria", 25.11.1940 Sprengung der Patria durch Mitglieder der jüdischen Untergrundbewegung Hagana, Internierung in Atlit.

die Fahrt nach Palästina dauerte drei Monate unter schrecklichen Bedingungen. Ich machte einen schweren Typhus am Schiff durch. Wir wurden von den Engländern gefasst und auf die berüchtigte ‚Patria‘ gebracht, die ja bekanntlich im Hafen von Haifa gesunken ist. Dies war der letzte Anstoss, um meine Nerven vollkommen zu ruinieren. Ich war dann noch einige Monate in Atlitt interniert [...]

Henia Weissblum

geboren am 20.20.1914 in Kosow/Polen, verwitwete Jägermann, geborene Wassermann. Aussage von 1956.

Biografie: 1939 Lodz; 9/1939 Judenstern, Zwangsarbeit Lodz; 1.5.1940 Schließung Ghetto; 11/1941 Deportation von Mann und Kind; 5/1943 Dworskagasse 6 Lebensmittelabt.; 10/1943 Herstellung von Kinderspielzeug; 8/1944 KZ Birkenau; (1 Woche); KZ Groß Rosen/Aussenlager  "Reichenbach, Fabrik "Hagenau" (vermutlich Langenbielau I,  "Reichenbach Sportschule",  Fabrik Hagenuk) ; 8.5.1945 Befreiung  durch sowjetische Truppen; Lodz; 1946 DP-Camp Fulda; illegal nach Israel mit „Exodus", (Einschiffung in Sete 11.7.1947); Rücktransport durch Engländer; 8.9.1947 Hamburg, DP-Camp Emden; 14.8.1948 Israel.

Nach der Befreiung ging ich nach Lodz in den Kibbutz Misrachi und heiratete meinen jetzigen Mann Zische Weissblum. Im Jahre 1946 gingen wir nach Deutschland zurueck und waren dort im DP-Lager FULDA auch noch nach dem 1.1.1947. Wir fuhren mit dem illegalen Schiff 'Exodus' nach Israel und wurden von den Engländern gewaltsam nach Deutschland zurueckgebracht, in das DP-Lager EMDEN-KASERNE. Dort wurde unsere Tochter Ima Weissblum am 30. November 1947, im Krankenhaus in Sandhorst/Kreis Aurich geboren. Wir wanderten am 14.8.1948 in Israel ein.

Fejga Zaborowski

geboren am 10.1.1915 in Opole/Polen, geb. Zalzman. Aussage  von 1960

Biografie: 1939 Judenstern, Anfang  1940 Ghetto Opole, 5/1942 Aussiedlung, 9./10. 5. 1942 Flucht, 1946-1948 Berlin-Schlachtensee, Wasseralfingen, 3/49 Israel .

Wir gingen zuerst nach Lublin. Dort sammelten sich Diejenigen, die diese schwere Zeit ueberlebt hatten. Versorgt wurden wir vom juedischen Komitee. Im Juni 1946 kamen wir nah Berlin-Schlachtensee, mit der Absicht, nach Palaestina zu gehen. Dort wurde im Mai 1947 meine zweite Tochter Leja geboren. Meine aeltere Tochter Stella wurde im Jahre 1944 bald nach unserer Befreiung in Lublin geboren. Da fuer unsere Weiterwanderug nach Palaestina damals noch keine Einwanderungszertifikate zur Verfuegung standen und wir uns keinem illegalen Transport anschliessen wollten, blieben wir bis zum Sommer 1948 im DP-Camp Berlin-Schlachtensee und wurden dann nach dem Lager Wasseralfingen/Bayern uebergestellt.
Erst nach der Entstehung des Staates Israel erhielten wir unsere Einwanderungspapiere in konnten im Maerz 1949 hier einwandern

Psychische Folgen

Aussagen zu den psychischen Folgen der Verfolgung

„Durch die Verfolgung waehrend des Krieges, schwere Zwangsarbeit, und die schreckliche Erlebnisse, wie Verlust der Familie, bin ich fuer immer ein nervoeser kranker Mensch geblieben. Meine Jugend und die Freude am Leben wurde vernichtet, meine Gesundheit fuer immer ruiniert.“ (Martin K.)

„Zu keiner Sache habe ich mehr Energie. Sehr oft bin ich deprimiert und fange zu weinen an. Ich gebrauche einen grossen Teil meiner Energie, um nicht staendig in einem Angstzustand zu leben. Kann nicht richtig schlafen, da ich immer wieder durch Schreckbilder aus der Verfolgungszeit aufgeschreckt werde. Leide unter heftigen Kopfschmerzen, verbunden Schwindel und Brechreiz.“

„Seit der Befreiung schlaeft er schlecht; wenn er durch irgendetwas am Tage an die Verfolgung erinnert worden ist, koenne er schwer einschlafen. Er erwache noch jetzt ca. jede Woche einmal von Verfolgungstraeumen. Nach solchen Traeumen ist er am naechsten Tag so deprimiert, dass er dann nicht arbeiten kann. … Wenn ihn, was haeufig passiert, das Weinen ueberkommt, gehe er in den Toilettenraum. Er sei fast dauernd deprimiert, denn was in der Nazizeit passiert ist, geht im nicht aus dem Kopf. Ganz besonders deprimiert sei er an juedischen Feier- und Gedenktagen. Dann mache er sich Vorwuerfe, dass er seine Mutter nicht gerettet hat. „Warum bin ich am Leben geblieben. Ich bin nicht besser als die anderen.“

„Infolge dieser grauenvollen Geschehnisse, der jahrelang anhaltenden Todesangst, der Ermordung von Frau und drei Kindern – wobei er Augenzeuge der Ermordung seiner Zwillinge war – der Ermordung der Eltern und anderer Familienangehöriger, den schweren und physischen und psychischen Entbehrungen, kam es bei dem Ast. zur Entwicklung eines bedeutenden seelisch-psychischen Leidens." (aufgezählt werden „Schlafstörungen, sich progressiv verstärkende Müdigkeit und Mattigkeit, Gedaechtnis- und Merkschwaeche, Konzentrationsstoerungen, periodische Reizbarkeit, Angsttraeume, Angstzustaende, die keine visible Ursache haben, Schreckhaftigkeit, Anfaelle von Herzklopfen ohne Grund, apathische und depressive Zustaende.“)

„Die vorherrschenden Beschwerden sind die andauernde Depression, die abnormale Erregbarkeit, die Kopfschmerzen, die konzentrationsstoerungen und die staendigen Angstgefuehle. Sie ist leicht erregbar, ungeduldig mit Gatten und Kindern... Haeufig ist sie von schmerzlichen Erinnerungen geplagt. ... sie fuerchtet sich nicht nur, allein auf der Strasse zu ghene., sondern auch allein zu Haus zu sein. 'Allein sein ertrage ich gar nicht', sagt sie."