Liste der Antragsteller aus Wilna

Name Biographie
Aizenberg, Vera 15.7.1926 Wilna/Litauen, geb Glebmann. 41 Ghetto Wilna, 9/43 KZ Vaivara/Viivikonna, KZ Vaivara/Ereda, KZ Vaivara/Lagedi, KZ Stutthof, KZ Neuengamme/Hamburg-Ochsenzoll, KZ Bergen-Belsen, USA  
Beilin, Riwa 25.12.1923 (1924?) Drujan/Polen. Schülerin. 7/41 Judenkennzeichen, 8/41 Ghetto Wilna, 9/43 HKP562, 6/44 Flucht, 7/44 Befreiung gefunden in Liste der im HKP652 inhaftierten
Charmac, Jakob 4.7.1903 Swiencieny (Wilna)/Litauen. 9/1941 Ghetto Wilna (Heeresdienststelle 13); 11/1943-2/1944 KZ KZ Vaivara/Viivikonna („Fifikone #3“), KZ Vaivara/Ereda („Erda“), KZ Vaivara/Lagedi („Legede“), 8/1944 KZ Stutthof, 10/1944 KZ Neuengamme (4 Tage), 11/1944 KZ Neuengamme/Georgsheim, 12/1944 KZ Neuengamme, 3/1945 KZ Neuengamme/Uelzen („ Ilsen“); 20.4.1945 Schiff „Kap Arkona“; 1.5.1945 Schiff „Athen“, 3.5.45 Befreiung
Charmac, Shlomo 1928 Swinczan/Polen;     9/1941-1.9.1943 Ghetto Wilna, 1.9.1943-2/1944 KZ Vaivara/Viivikonna,2/1944-7/1944 KZ Vaivara/Ereda, 7/1944-10/1944 KZ Stutthof, 4 Tage KZ Neuengamme, 11/1944-24.12.1944  KZ Neuengamme/Georgsheim (Aurich), 12/1944-3/1945 KZ Neuengamme, 3/1945-20.4.1945 KZ Neuengamme/Uelzen („Ilsen“), 20.4.1945-Ende 4/1945 Schiff Kap Arkona, 1.5.1945-3.5.1945 Schiff Athena, Neustadt.
Grilches, Gitel 7.1.1907 Wilna/Litauen, geb. Friedberg, 1941 Zwangsarbeit am Bahnhof, 1943 Waiwara I, Frühjahr 1944 Kivioli II, Spätsommer 1944 Stutthof, August 1944 Masuriczyk/Danzig,11/1944-10.3.1945 Chinow (Befr). 1946 DP Lager Heidenheim, 1948 Israel Waiwara: Vaivara Anm.: angaben aus Bescheid Entschädigung Freiheitsschaden
Grodzinski, Samuel 25.6.1906 Wilna/Litauen. Sommer 1941 Judenstern Wilna, September 1941-9/1943 Ghetto Wilna, 9/1943-8/1944 ZAL Ziezmariai („Zezmoris“), Flucht Zyzmory/Ziezmariai: ECG. Vol. 2/Part B S. 1156: Im Sommer 1942 wurde ein Zwangsarbeitslager eingerichtet
Jewerowicz, Malka 5.5.1891 Podbrozie/Polen, 1938-1941 Podbrozie, 8/1941-26.9.1941 Ghetto Podbrozie, Flucht nach Wilna, 10/1941-10/1943 Ghetto Wilna, 10/1943-7/1944 illegal, 1946-1949 DP Goldkopf, 1949 DP Ulm, 1949-1951 DP Föhrenwald, USA  
K., Moshe 9.5.1941 Wilna/Litauen, 1943 HKP562 Wilna  
Katz, Efraim 28.12.1926 Wilna/Litauen, Ghetto Wilna, Kivioli (Estland), Stutthof, Dautmergen (Aussenlager Natzweiler-Struthof)  
Kienski, Jakob   5.1.1888 Wilna/Litauen;  -39 Wilna, 9/1941-Winter 1943 Ghetto Wilna, Winter 1943-1944 illegal  
Kochmann, Lea 1898 Wilna/Litauen, geb. Chodash, verw. Menaker. 6.9.41-9/42 Ghetto Wilna, 9/1942-12/1942 KZ Vaivara/Goldfields („Goldfilf“), 12/1942-1/1943 KZ Vaivara/Ereda („Erreda“), 1/1943 3/1943 KZ Vaivara/Jewe („Jewa“), 3/1943-6/1943 KZ Vaivara/Lagedi, 6/1943-9/1943 KZ Vaivara/Viivikonna („Fifigone“), 9/1943-3/1944 KZ Vaivara, 3/44-9/44 KZ Stutthof, 9/44-4/45 KZ Bergen-Belsen, DP Eschwege, Israel, US  
Rubinoff, Hermann 13.10.1910 Wilna/Litauen, + 1972, 8.7.1941 Ghetto Wllna, Kivioli, Stutthof, Dautmergen, Frommern  
Segalowicz, Josef 8.12.1917 Wilna/Litauen. 1941 Judenstern,(A: Flugplatz), Ghetto Wilna, bei Liquidation KZ Vaivara/Ereda, 1944 KZ Stutthof, Winter 1944/1945 KZ Stutthof/Burggraben, „Schiffsbucht Zichau“ (?), 1945 Befreiung  
Shumel, Daniel 6.9.41-9.3.43 Ghetto Wilna, 3/43-3.9.43 KZ Vaivara/Ereda, -9/44 KZ Stutthof, 10/44-4/45 KZ Natzweiler/Dautmergen, 13.4.45-5/45 KZ Dachau Korrekturen nach Arolsen-unterlagen: 23.8.1944 Stutthof, 29.9.1944 Natzweiler, # 35332, nach Dautmergen Frommern dann Dachau (ITS), 13.4.1945 Dachau Zugangsbuch #35332 Daniel Szumiliski (H?ftlingsnummernbuch Natzweiler) erscheint bei David S. Schreibstubenkarte Dachau.
Weiss, Lala 30.05.1922 Wilno/Litauen, geb. Raczkowski. 1929-1935 Elementarschule, 1935-1939 Gymansium, 6/1941 Judenstern, Zwangsarbeit (Feld), 9/1941 Ghetto Wilna, 10/1943 Flucht und versteckt in Werki, 7/1944 Befreiung, 1946 Warschau, DP Hessisch-Lichtenau (Vereinshaus), 20.1.1949 Kanada, 9/1950 USA.  
Winogrodzki, Schoschana 30.5.1931 Wilna/Litauen, geb. Schiff. Ghetto Wilna, KZ Riga-Kaiserwald, 1946-1947 DP Berlin-Schlachtensee, 1947-1949 Paris?  
Wolpianski, Sara 15.2.1921 Wilna/Litauen. Ghetto Wilna/versteckt in Wilna;  

Vor der Verfolgung

Lala Weiss, geborene Raczkowski, geboren am 22.5.1922 in Wilna

Ich wurde am 22. Mai 1922 als Tochter des Sigmund Raczkowski und seiner Ehefrau Paulina geb. Gruenberg in Wilno/Polen geboren. Da mein Vater Christ war, bin ich von Geburt Halbjuedin, aber juedischer Religionszugehoerigkeit. Zu Beginn des Krieges war ich Schuelerin im Gymnasium in Wilno und lebte bei meinen Eltern, Kijowska 4-12.“

Quelle: eidesstattliche Erklärung

„Vor Ausbruch der Verfolgung lebte ich zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder in Wilno. Ich war ein kraeftiges gesundes junges Maedchen und ich kann mich erinnern, dass mir irgendetwas gefehlt hat. Desgleichen erfreute sich meine Familie der besten Gesundheit. Mein Vater war Rechtsanwalt und wir lebten in besten wirtschaftlichen Verhaeltnissen. Ich war Schuelerin des Gymnasium. Eine weitere Ausbildung war mir nach Ausbruch des 2. Weltkrieges nicht moeglich.“

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Hermann Rubinoff, geboren am  13. 10. 1910 in Wilna

Er ist am 13. Oktober 1910 in Wilna geboren. Sein Vater hatte ein Spiritousengeschaeft. Er hatte 6 Kinder. Von diesen haben alle ausser Kl. ein Bruder, der in Chicago wohnt, ueberlebt und eine jetzt in Israel ansaessige Schwester. Die Eltern, 2 Brueder und eine Schwester sind in der Verfolgung umgebracht worde, ebenso die erste Frau des Kl. und seine Tochter.

Kl. hat in Wilna Volksschule und Gymnasium durchgemacht, kam dann in die Elektrikerlehre, war kurze Zeit angestellt und hat sich 1932 selbstaendig gemacht. Er hat 1933 geheiratet und hatte eine Tochter.

Wilna wurde 1939 von den Russen besetzt und Kl. musste fuer sie elektrische Arbeiten ausfuehren.

Quelle: Gutachten Gutachten Dr. Pineas 1969

Rosa Schoschana Winogrodski, geborene Schiff, geboren am 30.5.1931 in Wilna

Vor dem Kriege wohnte ich mit meiner Familie in Wilna. Mein Vater hatte dort in der Trockestr, ein Galanterie- und Konfektionsgeschäft, hatte 8 Schneiderinnen und 3 Angestellte, und verdiente ca 2000 Zl. im Monat rein. Wir bewohnten eine schöne 4 Zimmerwohnung, hatten immer Hilfe im Hause, und lebten sehr gut.

Ich war vor dem Kriege ein gesundes und munteres Kind, verspielt, wusste von keinen Schwierigkeiten, trieb viel Sport, machte Ausflüge, und lebte sehr gut.
Es nimmt daher kein Wunder, dass ich schwer nervenkrank wurde, als die Deutschen meine Heimat besetzten, und ich soviel mitmachen musste.

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Alter Feinstein, geboren am 15.9.1931 in Wilna

Vor dem Kriege war ich ein kräftiger und gesunder Junge. Ich war Schüler, betrieb Sport und führte ein sorgloses Leben. Mein Vater hatte in Wilna ein Schnittwarengeschäft, in der Rusnicka-Strasse Nr.3, in welcher auch 4-5 Angestellte beschäftigt waren. Er besass auch 2 Mietshäuser, in der Stefan-Strasse Nr. 8, und in der Kwistowa-Strasse Nr. 3. Sein Einkommen war sehr hoch, ziffernmässig kann ich es jedoch nicht angeben.

Quelle: eidesstattliche Erklärung, 1.3.1967

Lea Gittelman, geboren am  28.12.1910  in Wilna als LeaDarguszainska

Vor dem kriege lebte ich in Wilna. Ich hatte dort eine Schneiderwerkstatt, in der ich 3 Arbeiterinnen beschäftigte. Ich verdiente ca 600 Zl, aber 1940_41 ca 2500-3000 Rubel.

1939 heiratete ich den Ing. David Gittelman. Dieser verdiente damals va 350 Zl. aber 1940_41 2000-2500 Rubel.

Ich war vor dem Krieg eine kerngesunde Frau. Ich betrieb viel Sport, war Mitglied im Sportverein "Makkabi", und betrieb viel Leichtathletik, und ruderte sehr gern. Da ich mich an Meetings beteiligte wurde ich jedes halbe Jahr ärztlich untersucht und als gesund befunden.

 

Daniel Shumel, geboren am  10.7.1921  in Wilna

Ich wohnte vor dem Krieg in Wilno. Ich wohnte mit meinen Eltern zusammen. Es ging uns wirtschaftlich sehr gut. Mein Vater hatte eine eigene Schlosserei in der Thassua Ulica Nr. 14 und beschaeftigte auch einen Arbeiter. Ich besuchte die Schule bis zum Jahre 1933 und dann trat ich als Schlosserlehrling in unsere Schlosserei ein, die mein Bruder unterdessen uebernommen hatte, da mein Vater 1932 verstorben war. Nach dreijaehriger Lehre nahm mich mein Bruder als Compagnon in die Schlosserei. Wir hatten ein sehr gutes Einkommen. Ich war zu jener Zeit vollstaendig gesund.

Quelle: eidesstattliche Erklärung David Shumel, vermutlich 1964

Ich kenne Herrn Daniel Shumel (vormals Szumeliski) aus der Vorkriegszeit aus Wilna. Ich weiss, dass er damals ein vollstaendig gesunder Mensch waer. Ich weiss ebenfalls, dass er als Schlosser zusammen mit seinem Bruder eine Werkstatt fuehrte, die sie von ihrem verstorbenen Vater uebernommen hatten. Er fuehrte ein gutes und und bequemes Leben.

Quelle: Zeugenaussage Edda Lichtenstein

Geschichte des GhettosWilna

Karte Ghetto Wilna

Karte Ghetto Wilna, Quelle: mapster
Datum - Ereignis - Quelle  
24.6.1941 Beginn der deutschen Besatzung. 60 000 Juden lebten in Wilna.  
Juli 1941 Ermordung von 10 000 Juden durch Einsatzkommando 9 und litauische Hilfstruppen in Ponary ECG, VOL. II/B, S. 182 ff
4.7.1941 Einrichtung eines Judenrats  
8.7.1941 Pflicht zum Tragen des "Judensterns", Ausgangssperren, Ausgabe von Arbeitsausweisen wikipedia
August 1941 Einsatzkommando 3 übernimmt Wilna. Laut Bericht vom 1.12.1941 von SS-Standartenführer Karl Jäger werden im August, September, Oktober 21105 Juden ermordet, 70 % davon Frauen und Kinder. Beispiel: 4.10.1941 432 Männer, 1115 Frauen, 436 Kinder, insges. 1903 ECG, VOL. II/B, S. 182 ff , Jäger-Bericht
August 1941 Deutsche Zivilverwaltung wird eingerichtet.  

31. August 1941

„Große Provokation“: inszenierter Anschlag auf deutsche Soldaten. Danach Räumung des für das Ghetto vorgesehenen Viertels von Nicht-Juden./ermordung im Gebiet des bisherigen Ghettos lebender jüdischer Familien ? Vgl. Unterscchiede wikipedia deutsch/englisch
6. - 7. September 1941 Einrichtung eines zweigeteilten Ghettos: 40000 Insassen auf einem Gebiet, auf welchem vorher 4000 Personen lebten. 1-2qm pro Person zugestanden. 29000 im "Großen Ghetto", 11000 im "Kleinen Ghetto" ECG, VOL. II/B, S. 1148 ff wikipedia
Allgemein In einem Bericht des Judenrats vom Oktober 1941 heisst es, dass die tägliche Ration für jeden Ghetto-Insassen 100 Gramm Kartoffeln, 50 Gramm Kohl, 30 Gramm Karotten und 20 Gramm Rüben betrug - Produkte, die normalerweise als Viehfutter verwendet wurden. Unterschieden wurde zwischen Insassen mit/ohne Arbeitsschein ECG
September 1941 Schließung des Ghettos.  
Mitte Oktober 1941 Verteilung von Arbeitsscheinen, gedenkorte
Allgemein Die arbeitsfähigen Gefangenen hatten vor allem außerhalb des Ghettos Zwangsarbeit zu leisten: in Fabriken und auf Baustellen, in Torfbrüchen, im Eisenbahn- und Straßenbau oder in Dienststellen der deutschen Besatzungsverwaltung. Als Instrument der zunehmenden Dezimierung der Zahl der Ghettobewohner diente ein System in ihrer Farbe wechselnder Arbeitsscheine. Wer bei "Aktionen" ohne gültigen Arbeitsschein angetroffene wurde, hatte mit der Deportation nach Paneriai zu rechnen. gedenkorte
24. Oktober 1941 Juden ohne Arbeitsgenehmigung wurden ausgesondert und 3.781 Menschen vom 25 bis zum 27. Oktober in Ponar erschossen ("Gelbe Scheine Aktion": Juden ohne Arbeitsausweis wurden ermordet.)  
Mitte Oktober 1941 Liquidierung des kleinen Ghettos, die verbleibenden 6000-8000 Einwohner werden in Ponary ermordet.  
Januar 1942 bis M?rz 1943 Keine "Aktionen"  
Februar 1942 In February 1942, there were probably about 17,200 Jews in the ghetto: 14,200 legals, receiving bread rations, and about 3,000 illegals, many of whom were gradually legalized during 1942. ECG
6.8./24.8./2.10./4.10.1943 7126 Juden werden in estische KZs deportiert.  
16. September 1943 1500(?) Juden kommen in das Lager in der Subaciaus-Strasse zur Arbeit im HKP 562 -Arbeiter plus Angehörige  
22.9./24.9.1943 1600 Juden nach Estland, 1400/1700 Juden nach Riga-Kaiserwald. Liquidierung des Ghettos  
2.-7. Juli 1944 Liquidierung HKP, Kailis Pelzfabrik, Ermordung der meisten Insassen. 250 der im HKP 562 Inhaftierten überleben  
ECG: Encyclopedia of Camps and Ghettos  

Quellen

  • GhettoWilna: https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/das-ghetto-in-wilna/
  • Ghetto Wilna: https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/s2-1.html
  • Aktionen: https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/article-aktionen.html
  • Arbeitsscheine: https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/article-arbeitsscheine.html
  • Encyclopedia of Camps and Ghettos (ECG)

Inhaftierungsverläufe

Grafikinhaftierungsverlaeufe
Inhaftierungsverlaeufe Wilnaer Juden

Erlebnisse im Ghetto Wilna

Lala Weiss

Am 22. Juni 1941 kam die deutsche Armee nach Wilno, ich wurde sofort gezwungen, den Judenstern zu tragen, und musste taeglich Zwangsarbeit leisten, die aus Feldarbeit bestand.

Im September 1941 wurde ich in das Ghetto Wilno/Polen eingewiesen, wo ich unter staendiger Bewachung stand, den Judenstern trug, und musste taeglich Zwangsarbeit leisten, die aus Feldarbeit bestand.

Ich blieb im Ghetto Wilno bis kurz vor dessen Liquidierung. Am 20. September 1943 gelang es mir zu entfliehen, und ich hielt mich bis zu meiner Befreiung mit meinem Bruder versteckt."

Quelle:eidesstattliche Erklärung Lala Weiss, 1957

"Im Sommer 1941 wurde meine Heimat von den Nazis besetzt. Der erste Schock war, als man meinen Vater verhaftete in wegschleppte. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Zusammen mit meiner Mutter und meinen Bruder kam ich in das Ghetto von Wilno. Hier lebte ich unter den furchtbarsten Verhaeltnissen. Ich musste taeglich schwerste Strassenbau- oder Feldarbeiten verrichten. Bei der Arbeit wurden wir schikaniert, wir hungerten und zitterten jeden Moment vor einer Aussiedlung. Meine Mutter war schwer krank und sie wurde im Jahre 1942 weggeschleppt. Als die Verhaeltnisse immer schlimmer wurden, gelang es mir dem Ghetto zu entfliehen, zusammen mit meinem Bruder hielt ich mich in der Umgebumg von Wilno, im Dorfe Werki, versteckt.

Quelle: eidesstattliche Erklärung Lala Weiss, um 1968

Hermann Rubinoff

Im Sommer 1941 wurde Wilna von den Deutschen besetzt. Kl. musste schwere Zwangsarbeit an der Eisenbahn ausfuehren und ist dabei viel geschlagen worden.

Im September 1941 wurde Kl. nicht ins Ghetto ueberfuehrt, sondern kam mit anderen Juden ins Gefaengnis. Er lebte in einem ueberfuellten Raum, wurde vielfach schwer geschlagen.

Durch den Besitz eines Facharbeiterdiploms gelang es ihm. aus dem Gefaengins heraus- und ins Ghetto zu kommen; die im Gefaengnis Zurueckbleibenden seien getoetet worden.

Wegen Ueberfuellung des Ghettos musste Kl. mit seiner Mutter, Frau und Kind im Freien uebernachten. Erst im Oktober bekamen sie einen Bodenraum. Die Ernaehrung war voellig unzureichend. In der ersten Zeit fanden eine Reihe von Selektionen statt, waehrend denen sichg Kl. mehrfach versteckt hielt. Schliesslich wurde Kl. mit seinem Bruder von seinen uebrigen Angehoerigen getrennt. Letztere sind getoetet worden.

Kl. und sein Bruder wurden mit Eisenbahnfahrt von 4 Tagen Dauer ohne jegliche Verpflegung nach Estland deportiert.

Quelle: Gutachten Dr. Pineas, 1969

Gitel Grilches, geboren am  7.1.1907 in Wilna/Litauen als Gitel Friedberg, verw. Nison

Vor dem Krieg lebte wohnte ich in Wilna mit meinem Mann und Kinder in der Stefanastr.21. Kurz nach Einmarsch der Deutschen in Wilno im Juli 1941, wurde mein Mann bei einer Aktion, durch die Gestapo aus der Wohnung herausgeschleppt und ich habe ihn seit damals nicht mehr gesehen. Ich selbst musste im Juli 1941, meine Wohnung verlassend, ins GHETTO WILNO ziehen, wo ich in der Osmianskastr.8 mit vielen Personen in einem Zimmer wohnen musste. Das Ghetto bestand aus nur einigen Strassen mit Stacheldraht umzäunt, strengsten von Deutschen und Littauen bewacht. Ich musste als Judenabzeichen den gelben Davidstern auf Brust und Ruecken tragen und unterstand einem von den Deutschen ernannten Judenrate, dessen Obmann Gens hiess.- Ich arbeitete unter Zwang am Bahnhof bei verschiedenen Transportarbeiten.- Bei Liquidierung des Ghetto im August 1943 verlor ich 2 Kinder die mir weggenommen wurden und nie mehr zurückkehrten.- Ich selbst wurde einwaggoniert und ins ZAL Waiwara gebracht.

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Ich war zusammen mit ihm im Getto Wilna, wo wir beide bei der Eisenbahn gearbeitet haben. Wir gingen zur Arbeit unter bewaffneter Wache und auch bei der Arbeit wurden wir bewacht und an unserer Kleidern trugen wir ein gelbes Kennzeichen in Form eines "Davidsterns".

Seit der Errichtung des Gettos im Jahre 1941, war ich zusammen mit Josef Segalowicz innerhalb des Gettos, bis man vor seiner Liquidierung begann, Menschen aus dem Getto in die Lager zu überstellen. Ich wurde im Monate September 1943 ins Konzentrationslager in Riga überstellt, das den Namen "Reiswanwald" (?) trug.

Zeugenaussage Chaim Srolowicz, 1972

Anmerkung: Reiswanwald == Kaiserwald

Im Juli 1941 kamen die deutschen Truppen nach Wilno. Ich wurde zur Zwangsarbeit geschleppt und wurde von den Deutschen und Ludwienern mehrere Male geschlagen. Die Deutschen bauten sofort ein Ghetto in Wilno und im September 1941 kam ich in das Ghetto, Im Ghetto musste ich taeglich die verschiedensten Zwangsarbeiten leisten muessen. Ich wurde sehr viel geschlagen und bekam nie genug zu essen. Man hat uns bis zu 20 Personen in einen Raum gepresst. Ich habe bei den Soldaten wie auch bei der Gestapo die schwersten Arbeiten erledigt . Ich musste Waesche waschen und d i e Fuessboden schrubben. Ich habe Steine geschleppt, da die Deutschen Strassen bauten und ich habe Graeben ausgegraben fuer die Erschossenen. Ende September 1943 kam ich nach Estland doch von dort gleich weiter nach Viivikonna.

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Jakob Kienski

Unmittelbar nach Ausbruch des deutsch-russischen Krieges begannen die Verfolgungsmassnahmen. Im September 1941 trieb man mich in das Ghetto wo ich von Anfang an allen Grauen und Schrecken ausgesetzt war. . Bereits im September hat man meine ganze Familie - meine Tochter, meine Ehefrau, meine vier juengeren Brueder mit deren Familien erschossen.  Es war im Ort Niemieci b. Wilhno (Eine Vorstadt von Wilna). Dies war ein entsetzlicher Schock fuer mich, von dem ich mich nie erholt habe. Mich selbst zwang man im Ghetto zu verschiedenen Zwangsarbeiten. Trotz meines Alters musste ich Holz saegen und Holz schleppen. .Wir wurden oft misshandelt und jeden Tag war es die Frage, ob man uns nicht ermorden wuerde. Eines Tages, als ich einem Posten nicht schnell genug arbeitete, schlug er mich bis zur Bewusstlosigkeit zusammen. Ein Freund der mit mir zusammen arbeitete wurde gleichfalls misshandelt und starb vor meinen Augen. Seit diesem Tag hoere ich nicht mehr gut.
Ich unternahm schon im Jahre 1942 einen Fluchtversuch wurde aber entdeckt. Es war ein Wunder, dass ich dies ueberlebt habe. Soweit ich mich erinnere war es im Winter 1943 (Anm.: Wahrscheinlich Schreibfehler). Als Strafe hierfuer schlug man mich mich erst. Noch heute zeugen Narben auf meinem Ruecken von diesen Schlaegen. Am Leben geblieben bin ich wahrscheinlich nur deshalb, weil die Posten, die meine Flucht entdeckten, vollkommen betrunken waren. Man machte sich einen Spass daraus mir meine Kleider wegzunehmen, dann befahl man mir zu laufen und als ich lief schoss man hinter mir her. Ich wurde nicht getroffen, stuerzte aber um und blieb liegen. Die Posten in ihrem Volltrunk zogen ab und ich blieb am Leben. Natuerlich musste ich im Ghetto auch unter dem Hunger, dem Schmutz und den ueblichen dort grasierenden Krankheiten und Infektionen leiden. Im Jahre 1943  als man das Ghetto zu liquidieren begann, konnte ich kurz vorher noch Beziehungen zu einem Geschaeftsfreund aufnehmen. Es war der Bauer Lipinski im Dorfe Ragnony i. d. Naehe von Wilna. Unter Lebensgefahr - es gelang diesem mich auf dem Weg zur Arbeitsstelle abzufangen und mich sicher nach Ragony zu bringen Bis zu meiner Befreiung lebte ich bei ihm versteckt. Zuerst war ich in einer Scheune und spaeter im Keller. Auch diese Monate waren eie eizige Qual.  Jeden Tag musste ich damit rechnen entdeckt zu werden. Mein Retter konnte mir nur sehr wenig und immer nur kaltes Essen reichen. Er war ja schliesslich auch der Lebensgefahr ausgesetzt.

Im Sommer 1941 kameen die Nazis und damit begann mein Leidensweg. Man schleppte mich als erstes in das Ghetto von Wilno. Unter den drueckensten Verhaeltnissen lebte ich hier. Ich hatte zu hungern und schwer zu arbeiten. Staendig war ich der Todesfurcht vor einer Aussiedlung ausgesetzt. Meine Familie hat man weggebracht und umgebracht. Oft arbeitete ich mit Krankheiten aus Angst vor der Verniochtung.

Quelle: Eidesstattliche Erklärung

Malka Jewerowicz

Vor Ausbruch der Verfolgungszeit lebte ich mit meinem Ehemann Szmul Jewerowicz, den ich 1925 geheiratet hatte, meinem Sohn und meiner Tochter in Podbrodzie.

Meine Heimat wurde im Jahre 1939 durch die Russen besetzt, und im Sommer 1941 kamen die nazis. Wir waren sofort allen Verfolgungsmassnahmen unterworfen. Das furchtbarste traf mich, als wenig spaeter meine Ehemann und meine beiden Kinder, meine Mutter und vier meiner Geschwister aus Podbrozie weggefuehrt wurden, wo man sie unmittelbar in der Nachbarschaft erschoss. Dies war ein entsetzlicher Schock fuer mich. Ich hielt mich einige Zeit verborgen und sah keine Moeglichkeit zu ueberleben. Ich schlug mich nach Wilna durch. Im Ghetto hatte ich alle Qualen dieses Lagers zu ertragen.

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Anmerkungen:

  • Ghettoliste: Ghetto Pabrade— [Lith] (Podbrodzie [Pol], Padbrade [Ger], Podbrodz [Yid], Maloye Podbrodze) exisierte von Juli 1941 bis 28. September 1941
  • Siehe auch Eintrag „Podbrodzie“ auf sztetl.org.pl

An der Ausrottung der ortsansässigen Juden nahmen die einheimischen Weißrussen teil. An den ersten Tagen im Juli 1941 nahmen sie die erste Gruppe der kommunistischen Funktionäre und Juden fest und erschossen sie. Dasselbe wiederholte sich am 15. Juli 1941 - in der Nacht nahmen sie 67 Juden (Frauen und Männer) fest und überführten sie, um sie in der Nähe von der Mühle zu erschießen. Während dieses Festnehmens versuchten die Männer die Wächter aufzuhalten und griffen sie an, aber nur einem von ihnen gelang es zu fliehen.
Nur 100 Juden aus Pabradė (Podbrodzie) überlebten den Krieg. Die endgültige Vernichtung der ortsansässigen Gemeinde fand um die Wende vom September und Oktober 1941 statt. Dann überführten die nationalsozialistischen Polizisten mit Hilfe der Weißrussen die Alten und Kinder (die jungen und gesunden Personen mussten zu Fuß kommen) auf das Übungsgelände in Švenčionėliai (Nowe Święciany) - insgesamt 100-250 Personen. Einigen ortsansässigen Juden gelang es sich in den umliegenden Dörfern vor der Überführung nach Švenčionėliai (Nowe Święciany) zu schützen. Am 9. Oktober wurden alle Überführten zusammen mit den Juden aus den umliegenden Kleinstädten der Rajongemeinde Švenčionys (Święciany) erschossen.

Leben in der Illegalität

Lala Weiss

Ich blieb im Ghetto Wilno bis kurz vor dessen Liquidierung. Am 20. September 1943 gelang es mir zu entfliehen, und ich hielt mich bis zu meiner Befreiung mit meinem Bruder versteckt. Wir flohen zu einem Bauern bei Wilno, der in dem Dorfe Werki wohnte. Wir lebten in seiner Scheune versteckt, wo wir uns in den Scheunenboden eine Grube getragen hatten, die mit Holzplanken abgedeckt wurde. Darueber hatte der Bauer Heu gehaeuft. In unregelmaessigen Zeitabstaenden reichte er uns Nahrung in die Grube hinunter. Wir waren praktisch in der Scheune gefangen, da wir sie nie verlassen durften. Wir lebten unter ohne Zweifel menschenunwürdigen Bedingungen. Wir wurden Ende Juli 1944 von den Russen befreit.

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Malka Jewerowicz

In der Hoffnung, dass meine Kinder noch am Leben seien - ich war nicht Augenzeuge bei ihrem Tode - floh ich im September 1943 und hielt mich bis meiner Befreiung im Dorfe Worsziany und in der Umgebung von Worsziany versteckt. auch in dieser Zeit hatte ich entsetzliches zu leiden, obwohl mein Retter, der Bauer Pilwinsky, alles tat, um nich zu schützen. Wir lebten unter den groessten Entbehrungen. Unser Versteck war luft- und lichtlos, wir hatten keine hygienischen Einrichtungen und kaum etwas zu essen.

Wir lebten in staendiger Todesfurcht. Im Januar 1944 mussten wir unser Versteck verlassen, da man bereits Verdacht geschoepft hatte.

Bei meiner Befreiung war ich nur noch ein Schatten eines Menschen.

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Ponary/Paneriai

Datum!Ereignis
Ab 1939 Besetzung durch Rote Armee. Errichtung eines Militärstützpunkts mit unterirdischen Treibstofflagern durch die Rote Armee bei Ponary
Ab Juli 941 bis Juli 1944 Besetzung der unvollendeten Anlage durch deutsche Truppen. Massenerschießungen von ca. 70 000 Juden, Polen, Kriegsgefangenen.Bis Ende Dezember 1941 wurden drei Viertel der Juden von Vilnius ermordet. An dem Massaker beteiligt waren Einheiten der Wehrmacht, SS, Einsatzkommandos 3 und 9 und litauische Milizen (Ypatingasis būrys). Am Ende des Jahres 1941 betrug die Zahl der ermordeten Menschen 47.447
September 1943 Exhumierung und Verbrennung der Leichen im Rahmen der „Aktion 1005“ 
Auffallend Unterschiedliche Zahlenangaben
 
Karte Ponary/Paneriai
Karte Ponary/Paneriai

Heereskraftfahrpark 562

Moshe K., geboren 1941

In obiger Angelegenheit [...] Im Jahre 1941 wurde die Heimatstadt Wilno von den Deutschen besetzt, im September 1941 kam der der Mandant mit seinen Eltern in das Ghetto Wilno und von dort im September 1943 in das ZAL HKP Wilno. Im März 1944 sei im HKP Wilno eine Kinderaktion durchgeführt worden, das Kind sei aus dem ZAL herausgeschmuggelt und zu einem christlichen Bauern namens Lapin in Wilno gebracht worden. Nach der Befreiung im Juli 1944 hat der Vater das Kind wieder abgeholt. "Das Kind war schrecklich verwahrlost und hatte am ganzen Körper einen Ausschlag, es war schrecklich abgemagert. Es war in dem Keller des Hauses versteckt wo es auf Stroh gelegen ist. Herr Lapin erzählte mir, dass er das Kind im Keller halten musste. Das Kind sei krank geworden, er konnte es jedoch nicht wagen, mit dem Kind zu einem Arzt zu gehen."

Quelle: Aktenauszug Konrad Kittl 1966 mit Aussagen aus Haftentschädigungsverfahren von 1954?

Lea Gittelman

Wir waren auch im H.K. Wilna zusammen. Ihr war im Ghetto in 1942 eine Tochter geboren worden. Hier im H.K.P. fand im Jahre 1944 eine grosse Kinderatktion statt und lebte sie in staendiger Angst um ihr Kind. Es gelang aber Dr. Feigenberg es kuenstlich einzuschlaefern und aus dem H.K.P. zu schmuggeln.

Zeugenaussage von Lea Nemser, 1961?

HKP 562 - Beschreibung

Datum!Ereignis
Juni 1941 Einrichtung des Heereskraftfahrparks (HKP) 562. Leiter Major Plagge, 250 deutsche Wehrmachtsangehörige, mehrere hundert jüdische und polnische Zwangsarbeiter, russische Kriegsgefangene. Aufgaben: Reparaturen.
16. September 1943 Einrichtung eines Lagers in der Subaciaus-Strasse auf Betreibung von Major Karl Plagge. Rettung der jüdischen Zwangsarbeiter vor der Deportation/Liqidation bei der Liquidation des Ghettos eine Woche später, zusätzlich werden die Angehörigen der Zwangsarbeiter aus dem Ghetto in zwei Häuser in der Subaciaus-Strasse gebracht. Ca. 1200 Inhaftierte.
Allgemein Major Plagge befiehlt die Inhaftierten mit Respekt zu behandeln, unternimmt nichts gegen Lebensmittelschmuggel.
27. März 1944 Kinderaktion – die große Mehrheit der Kinder werden deportiert, Ermordung der Kinder in Paneriai.
1. Juli 1944 Plagge warnt die Inhaftierten vor bevorstehender Auflösung des HKPs, ermöglicht dadurch, dass sich Inhaftierte in teilweise vorbereiteten Verstecken („Malinen“) verstecken können.
3. Juli 1944 Liquidation des HKPs, ungefähr 250 Juden überlebten in Verstecken dank Warnungen von Major Plagge. Der Rest wurde ermordet.
Quelle:

Biografie Karl Plagge

Datum - Ereignis
10.7.1897 Karl Plagge wird in Darmstadt geboren
1916-1919 Kriegsdienst und Gefangenschaft. Erkrankte an Polio
1919-1924 Studium des Maschinenbaus an der TU Darmstadt
1931-1939 Mitglied der NSDAP
1939 eingezogen zur Wehrmacht
1941 Leiter des Heereskraftfahrparks 562 in Wilna Karl Plagge gibt Arbeitsausweise in großer Zahl an Juden aus, um sie und die Familie (Ehefrau und max. 2 Kinder) vor der Ermordung zu bewahren. Lässt Werkstätten einrichten, um die Inhaftierten zu kriegswichtigen Arbeitern zu machen.
1944 Schließung des HKP, Marsch der Einheit nach Westen.
1947 Entnazifizierungsverfahren, Karl Plagge wird als „Mitläufer“ eingestuft.
19.7.1957i Karl Plagge stirbt in Darmstadt
22.7.2004 Karl Plagge wird zum „Gerechten unter den Völkern“ ernannt Quelle: Yad Vashem.
Anmerkung: Zwei verschiedene Daten für Ehrung auf wikipedia-Seiten: 2004/2005  
 

Quellen

Zuletzt geändert

Änderung am 17.6.2023:

  • Grafik zum Verfolgungsverlauf geändert
  • Aussagen von Jakob Kienski aufgenommen