Pola Rubinski, geb. Zelinger
- geboren am 15.4.1926 in Modrzejow (Vorort von Sosnowitz) als Perla Zelinger
- April 1940 Zwangsarbeit in Modrzejow
- ab Anfang 1942 Zwangsarbeit in den Kohlengruben von Modrzejow/Nifka
- Ende 1942 Umzug in geschlossenes Ghetto
- war von März 1943 bis Mai 1945 im KZ Groß Rosen/Außenlager Ludwigsdorf
- war anschließend im Displaced Persons Camp Zeilsheim
- emigrierte nach Israel
Vor dem krieg
Ich habe bis zu meiner Aussiedlung in Modrzejow, Polen gelebt. Mein Vater hatte dort ein gutgehendes Schuhgeschäft, in dem er 2 Angestellte beschaeftigte, und wir hatten ein grosses Haus, das viele Mieter hatte. Sein Gesamteinkommen belief sich auf mindestens 1200 Zloty monatlich. Wir bewohnten eine 4 Zimmerwohnung, die gut eingerichtet war, hatten immer Hilfe im Haus, und hielten uns im Sommer in Erholungsorten auf. Ich war immer ein ganz gesundes Kind und Maedchen vor dem Kriege.
Quelle: Soweit nicht anders angegeben: Akten Konrad Kittl, Eidesstattliche Erklärung Pola Rubinski
Begin der Verfolgung
Im September 1939 wurde mein Heimatort von den Deutschen besetzt, und meine Leidenszeit begann.
Quelle: Soweit nicht anders angegeben: Akten Konrad Kittl, Eidesstattliche Erklärung Pola Rubinski
Gleich nach dem Einmarsch der Deutschen wurden Lebensmittel- und Kleiderkarten für die Bevölkerung von Modrzejow ausgegeben, wir Juden jedoch bekamen keine Kleider- sondern nur Lebensmittelkarten und kaum ein Viertel dessen, was die übrige Bevölkerung bekam. Ich habe schon seit April 1940 in Modrzejow verschiedene Zwangsarbeiten für die Deutschen leisten müssen u. zw. Reiningungsarbeiten in der Kommandantur der Deutschen, Schneeschaufeln, Gartenarbeiten im Garten der Kommandantur, etc. Zur Zwangsarbeit wurde ich von der deutschen Schutzpolizei geholt. Der Befehl erfolgte vom Sonderbeauftragten, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere.
Quelle: eidesstattliche Erklärung 2.5.1955, Ergänzung zu Erklärungen von 6.4.1954/4.8.1954
Wir mussten eine weisse Armbinde mit blauem Davidstern, später einen gelben Stern auf Brust und Ruecken tragen. Von 7 Uhr abends bis 6 Uhr früh durften wir nicht ausgehen, sonst wurde auf uns geschossen. Ende 1942 wurden alle Juden in die Zeschengasse eingewiesen, diese Ghetto wurde umzäunt und von der deutschen Schutzpolizei streng bewacht. Auf verlassen stand die Todesstrafe.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung der Zeugin Fanny Mayer 2.5.1955
Anfang 1940 kam ich aus meiner Geburtsstadt Nifka nach Modrzejow und zwar deshalb weil die Deutschen die Juden meines Geburtsortes "aussiedelten". Dort lernte ich die Klaegerin kennen. ... Ich wohnte in Modrzejow in derselben Strasse wie die Klaegerin. Diese Strasse wurde Anfang 1941 zum Judenviertel erklaert und durften wir dieses Viertel nicht verlassen und wurden zur Zwangsarbeit aus diesem Judenviertel und nach geleisteter Zwangsarbeit dorthin zurueckeskortiert und zwar von Schupo und Volksdeutschen. Ende 1942 wurde dieses Judenviertel in Modrzejow durch Stacheldraht von der Umgebung vollstaendig gesondert und zum geschlossenen Ghetto gemacht, auf dessen Verlassen Todesstrafe stand, die Bewachung dieses geschlossenen Ghettos erfolgte durch S.S. Von jenem Zeitpunkte an waren wir von der Umwelt vollstaendig abgeschnitten und vielfaeltige Anschlaege bedrohten uns mit der Todesstrafe fuer den Fall des Verlassens dieses nunmehr abgeschlossenen Ghettos.
Quelle Eidesstattliche Erklärung der Zeugin Itka Mandelmann, geb. Anilewicz, 27.2.1955
1941 Kohlegruben Modrzejow/Nizwa
In den Kohlegruben musste ich Sand auf die Kohlenwagen schütten. Die Kohlenwagen wurden auf einer Kleinbahn geschoben, ich musste auch Holz auf die Wagen aufladen und abladen. Ich musste 6 Tage in der Woche arbeiten und 8 Stunden täglich. Am siebenten Tage, am Sonntag, arbeitete ich auch, jedoch nicht in den Kohlegruben, sondern im Elektrizitätswerk, bei Aufräumungsarbeiten. Wenn man arbeitsunfähig war, wurde man mit Auschwitz bedroht, so dass sich niemand traute sich als arbeitsunfähig zu melden. Der Lohn war so gering, dass man sich etwa 1 Brot im Monat am schwarzen Markt dafür kaufen konnte.
Quelle: eidesstattliche Erklärung 2.5.1955, Ergänzung zu Erklärungen von 6.4.1954/4.8.1954
Ich musste schon 1941 in den Kohlegruben arbeiten, anfangs 1942 kam die Antragstellerin dazu.
Quelle: eidesstattliche Erklärung Fanny Mayer vom 2.5.1955
The Jews of Modrzejów, like all the Jews in the Katowice region, from October 1940 came under the jurisdiction of Albrecht Schmelt’s Organisation Schmelt, which was responsible for the deportation of Jews to labor camps and their assignment to factories and workshops. The first transport of 140 Jews from Modrzejów to the labor camps took place in October 1940. ... In addition, a small group of young Jews was sent to work in the Niwka mine.
Quelle: Eintrag Modrzejow in [1]
1943 Ludwigsdorf
Im Jahre 1943 kam ich in das KZ Ludwigsdorf, wo ich in der Munitionsfabrik arbeiten musste.
Jeden Tag musste ich mehr wie eine Stunde früh und abends, zur und von der Arbeit, gehen und auch noch Appell stehen, und das ebenfalls bei jedem Wetter. ....
Quelle: Eidesstattliche Erklärung 22.11.1958
"On February 27, 1943, the German police surrounded the Jewish ghetto quarter. Those selected for labor were sent to the Dulag, a transit camp in Sosnowiec, from where they were distributed to other camps in the Reich
Quelle: Eintrag Modrzejow in [1]
Zwangsarbeitslager für Juden in Schlesien | |
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Ort | Ludwikowice Kłodzkie / Ludwigsdorf |
Gebiet | Preußen (Provinz Niederschlesien) |
Eröffnung | März 1943 (erste Erwähnung) |
Schließung | vor Anfang April 1944, das Zwangsarbeitslager für Juden wurde vom KZ Groß Rosen/"Kommando Wüstegiersdorf" als "Unterkommando" übernommen |
Häftlinge | |
Geschlecht | Frauen |
Einsatz der Häftlinge bei | Dynamit AG; Mölke Werke |
Art der Arbeit | Arbeit in der Munitionsfabrik |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen, Nebenlager von Wüstegiersdorf | |
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Ort | Ludwikowice Kłodzkie / Ludwigsdorf |
Gebiet | Preußen (Provinz Niederschlesien) |
Eröffnung | 16.05.1944 (erste Erwähnung), vorher Zwangsarbeitslager für Juden |
Schließung | Befreiung am 08./09.05.1945 |
Häftlinge | |
Geschlecht | Frauen |
Einsatz der Häftlinge bei | Mölke Werke; Dynamit AG |
Art der Arbeit | Arbeit im Rüstungswerk |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Nach der Befreiung
Pola Rubinski wanderte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Israel aus.
Ich kam nach der Befreiung in das DP Lager Zeilsheim, und wurde dort von Frau Dr. Arozker behandelt, zu der ich mich auch in Behandlung begab, als sie ins Land kam.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung 22.11.1958
Anmerkungen
Weitere Quellen
[1] Modrezejow, The United States Holocaust Memorial Museum, ENCYCLOPEDIA OF CAMPS AND GHETTOS, 1933–1945 Volume II, Part A, S. 155f
Entschädigungsamt
München 1958/Darmstadt
Anmerkungen
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Bildnachweis
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