Pinia Berkowicz
- geboren am 15.7.1906 in Wolanow, gestorben am 14.1.1978, Inhaber eines Textilgeschäfts in Wolanow
- 1939 Enteignung
- 12.8.1942 verhaftet in Wolanow
- KZ Lublin-Majdanek/Außenlager Blizyn, Arbeit im Steinbruch
- KZ Auschwitz, Häftlingsnummer B-2087(?)
- 27.10.1944 KZ Dachau, Häftlingsnummer 119323
- KZ Dachau/Außenlager Kaufering, Arbeit für Firma Moll
- 1946 bis 1949 Displaced Persons Camp Stuttgart-West
- 9.6.1949 Israel
- 26.3.1958 USA
Vor dem Krieg
Diese eidesstattliche Erklaerung gebe ich in Zusammenhang mit meinem Antrag auf Entschaedigung wegen Schaden an Körper und Gesundheit ab. Vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges lebte ich zusammen mit meiner Familie in Wolanow. Ich hatte im Jahre 1929 das erste Mal geheiratet. Der Name meiner ersten Ehefrau war Rywka geb. Teichman und ich hatte eine Tochter und einen Sohn - Esther geb. 1934 und Berel 1937 -. Ich war ein kraeftiger, gesunder, unternehmungsfreudiger Mann. Ich hatte mein eigenes Textilgeschaeft und ich verdiente gut.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
bis Juli/August 1943: Wolanow, Ghetto Wolanow
Nach der Besetzung meiner Heimatstadt durch die Nazis begann mein Leidensweg. Schon im Jahre 1939 wurde mir mein Geschaeft weggenommen. Ich wurde zu verschiedenen Zwangsarbeiten herangezogen. Bis zum Jahre 1942 lebte ich unter drueckenden Verhaeltnissen. Da einer meiner Brueder Praesenz der juedischen Gemeinde von Wolanow war, wurde ich verhaftet und in das Gefaengnis von Wolanow geschleppt. Wir wurden verhoert und sollten bekanntgeben, wo sich die Wertsachen befaenden. Weil man vermutete, dass die Leute sie versteckt hatten. Wir wurden brutal geschlagen.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Ich lebte in einer staendigen Todesfurcht und zitterte um das Leben meiner kleinen Kinder und meiner Ehefrau, da Kinder die ersten waren, die man umbrachte. Im Jahre 1942 brach eine Typhusepidemie im Lager aus. Ich erkrankte an Typhus und befand mich in einem entsetzlichen Zustand. Das furchtbarste aber war fuer mich, dass meine geliebte Ehefrau und zwei meiner Brueder am Typhusfieber zugrunde gingen. 1943 hat man meinen Vater und meine Kinder umgebracht.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Ghetto | |
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Ort | Wolanów |
Bezeichnung | |
Gebiet | Generalgouvernement, Distrikt Radom (1939-1945) |
Eröffnung | 01.07.1941 |
Liquidierung | 01.07.1942 |
Deportationen | ab 01.07.1942 |
Quelle: |
Der Ast. wurde 1906 in Wolanow in Polen geboren. Er fuehrte bis 1939 - als die Deutschen kamen - ein Textilwarengeschaeft. Dann musste er Zwangsarbeiten am Flugplatz verrichten. 1940 kam er in das ZAL Wolanow. Er lebte in Holzbaracken und hatte noch ausreichend Nahrung. Die Zwangsarbeit, die er am weiter am Flugplatz verrichten musste, bestand weiterhin aus Bauarbeiten.
Quelle: Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü32700, Gutachten vom 13.12.1966
Zwangsarbeitslager für Juden im "Generalgouvernement" | |
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Ort | Wolanów |
Gebiet | General[gouvernement, Distrikt Radom (1939-1945) |
Eröffnung | 1940 |
Schließung | Juli/August 1943 |
Deportationen | Die Häftlinge wurden in die Zwangsarbeitslager für Juden Radom, Blizyn und Starachowice "überstellt". |
Häftlinge | |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Firma Kuhlmann, Hannover; Firma Wilhelm Hölscher; Hannover; Firma Jünicke (oder Jenicke), Bauunternehmen; NSKK (Nationalsozialistisches-Kraftfahr-Korps), Kommandantur; Hegent & Höner, Hamburg; Firma vonder Wetter |
Art der Arbeit | Bauarbeiten, Arbeit auf dem Flugplatz, Maler- und Anstreicherarbeiten |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Blizyn
Mich selbst schleppte man in das KZ Lager Blizin. Hier hatte ich schwerste Zwangsarbeiten im Steinbruch zu verrichten. Bei der Arbeit wurden wir staendig geschlagen.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Im Sommer 1943 kam er in das ZAL Blizin. Er musste hier 1 Jahr im Steinbruch arbeiten [...] Es gab nur wenig zu essen und er lebte mit seinen beiden Kindern in Holzbaracken. Seine Frau war in Wolanow umgekommen. Der Ast gibt an dass auch seine beiden Kinder in Blizin umgekommen sind.
Außenlager des Konzentrationslagers Lublin-Majdanek, Nebenlager von Radom | |
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Ort | Bliżyn |
Bezeichnung | |
Gebiet | Generalgouvernement, Distrikt Radom (1939-1945) |
Eröffnung | Februar 1944, vorher Zwangsarbeitslager für Juden |
Schließung | "Evakuierung" am 30.07.1944 nach KZ Auschwitz. Am 09.10.1944 wird das Nebenlager noch mit 15 Häftlingen erwähnt |
Deportationen | |
Häftlinge | |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | SS-WVHA/Amt W IV/1 Deutsche Ausrüstungswerke GmbH; SS-WVHA/Amt W I/2 Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH |
Art der Arbeit | Arbeit im Steinbruch; Arbeit in der Munitionsfabrik |
Quelle: |
Auschwitz, Dachau, Landsberg
Im Sommer 1944 kam er in das KZ Auschwitz. In Auschwitz musste er bis zum Herbst 1944 auch schwer arbeiten, Baracken abreissen, neue Baracken bauen, Graeben anlegen u.a. Arbeiten. Er lebte wieder in Baracken.
Im Herbst 1944 kam er nach Landsberg in das KZ. Er musste in Erdgruben schlafen. Er war ohne ausreichenden Kleidung dem Wetter, dem Regen, Schnee und der Kaelte ausgesetzt.
Er trug die KZ-Kleidung, und aus Zementsaecken machte er sich Fusskleidung. Im Walde musste er schwer arbeiten, Graeben aus Beton waren anzulegen. [...] Als er einmal vor Schmerzen zusammenbrach - er musste einen Zementsack tragen - trat und schlug ihn ein SS-Mann, damit er wieder aufstand. Am 1. Mai 1945 wurde er nach Buchberg getrieben. Er war hier etwa 2 Tage, als er von den Amerikanern befreit wurde.
Quelle: Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü32700, Gutachten vom 13.12.1966
Dann kam ich in das Vernichtungslager Auschwitz. Hier taetowierte man mir die Nummer B 2087 ein. Ich verblieb im DP Lager bis zum Oktober und man trieb mich dann in das KZ Lager Dachau, in das Aussenlager Landsberg. Obgleich ich nur noch der Schatten eines Menschen war, musste ich bei der Fa. MOLL Zwangsarbeiten verrichten. Ich wurde auf dem sogenannten Todesmarsch befreit.
Nach dem Krieg
Bei meiner Befreiung war ich nur noch der Schatten eines Menschen. Ich kam sofort in aerztliche Behandlung. Soweit ich mich erinnere, waren es Aerzte der US Armee, die mich betreuten. Ich siedelte mich dann in Stuttgart an. Auch hier erhielt ich aerztliche Behandlung, jedoch kann ich mich heute an keiner der Aerzte mehr erinnern.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Anmerkungen
Weitere Quellen
- Beschreibung des Ghettos Radom/Zwangsarbeiterlagers Radom (englisch)
- Lager Blizyn: deutschland-ein-denkmal.de
- Theresienstadt: Gedenkstätte Theresienstadt
- Beschreibung des Ghettos Warschau bei Yad Vashem
Entschädigungsamt
Stuttgart 1965-1967
Anmerkungen
- Akten siehe Staatsarchiv Ludwigsburg
- Pinia Berkowicz heiratete am 12.6.1946 Anna Roza in Stuttgart
- Es gibt Dokumente mit unterschiedliche Geburtsjahren in den Archiven und Unterlagen: 1906/1908. Allerdings stimmen in den Dokumenten die Vornamen der Eltern sowie der Name der Ehefrau überein. Bei den unterschiedlichen Jahresangaben muss es sich um Übertragungsfehler handeln.
Bildnachweis
- Individuelle Häftlingsunterlagen KZ Dachau,1.1.6.2/9979538/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Stadtarchiv Landsberg, Bild Bunker_026
- Stadtarchiv Landsberg, Bild Bunker_027
- Akten Konrad Kittl
- Akten Konrad Kittl