Konrad Kittl - einige biografische Angaben
- geboren am 12.1.1931 in München, gestorben am 31.5.2015 in München
- seit 1.12.1953 Mitglied der SPD/Gewerkschaft
- war "seit 1954 in namhaften Münchener Kanzleien in E-Sachen tätig" (siehe sein Schreiben vom 26.6.63 an das Landgericht Stuttgart, Akte Pola Fuchs)
- arbeitete bis ca. 1963 in der Kanzlei von Rechtsanwalt Dr. Wolf an Entschädigungsfällen mit, bevor er dann eine eigene Kanzlei eröffnete (siehe Schreiben vom 16.7.1963 an H. Veit, Vorsitzender der SPD Landtagsfraktion Baden-Württemberg, Akte Pola Fuchs). Er arbeitete aber weiterhin mit Dr. Wolf zusammen und führte Fälle von Dr. Wolf weiter
- er konnte Zahlungen "zwischen 10 und 15 Millionen Entschädigungsgelder" für seine Klienten erreichen (Schreiben an die Rechtsanwaltskammer f. d. Oberlandesgerichtsbezirk München, 17.9.1973)
- Anlässlich der Verfolgung eines wohl hoffnungslosen Falles schrieb ein Stuttgarter Kollege, dass doch er doch in einigen Fällen "mit zu weit gegangener Vehemenz" gekämpft hätte und schreibt, "es ist wirklich wichtiger, daß Sie als Anwalt in Entschädigungssachen Ihren guten und seriösen Ruf behalten". Er erwähnt noch den "guten Ruf, den (er) vor allem vor dem 7. Senat genossen hatte". Kittl, kämpferisch, antwortet: "Ich bin, sehr geehrter Herr Kollege, in den letzten Jahren immer mehr zur Auffassung gekommen, daß man sich von einem Gericht nichts, aber auch gar nichts gefallen lassen darf" und "daß wir Anwälte es schlechterdings nicht nötig haben, uns von irgendeinem Richter ins Bockshorn jagen zu lassen". Und weiter, "die Erbostheit des Herrn Senatsvorsitzenden könnte allenfalls daher rühren, daß bisher der Bundesgerichtshof bereits auf meine Revisionen hin zwei Urteile des OLG Stuttgart aufgehoben hat." (Akte Kires)
- Verteidigung von Studenten der 68er Bewegung:
- "Konni, von ganzem Herzen danke ich Dir, dass Du mit Klugheit und mit Witz viele von uns verteidigt hast, auch wenn Du wusstest, dass wir auf verlorenem Posten standen und wir Deine Anwaltskosten oft nicht bezahlen konnten", Günther Gerstenberg, Trauerrede, http://protest-muenchen.sub-bavaria.de/artikel/5042).
- "Was er machte? Er stand uns bei. Bei vielen vom SDS, von der APO, bei den Antiautoritären, den Autonomen. Auch wenn die Aussichten hoffnungslos waren. Er stand uns bei, obwohl wir die Lumpen waren, der Abschaum, die Linksradikalen." (s.o.)
- später spezialisierte er sich auf das Arbeitsrecht und die Verteidigung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Er führte Betriebs- und Personalräteschulungen durch
- 1980er und 1990er Jahre: Lehrbeauftragter für Arbeitsrecht in München
- daneben protokollierte/dokumentierte er zusammen mit Peter Kreuzer die Entstehung der Sprayerszene in München mit einer Unzahl von Fotos (siehe Buch "ZAR ZIP FLY ZORO" bei Klick-Klack Publishing). Und er verteidigte die jugendlichen Sprayer, wobei er auch "pieces" von ihnen als Bezahlung akzeptiert.
- nach eigener Einschätzung: "ich war nie so ein Anwalt wie alle anderen" (Interview mit Klick Klack Publishing)
- die Akten zeigen, dass er sich sehr für seine Klienten einsetzte: Im Falle Pola Fuchs etwa, wo seiner Meinung nach die aktuelle Rechtsprechung missachtet wurde, wandte er sich an die baden-württembergische SPD-Landtaqsfraktion. Er schreibt auch, dass das Landesentschädigungsamt Stuttgart diese auch in anderen Fällen missachtet. Insgesamt wirft er der Behörde vor, alles zu tun, um Bescheide ablehnen zu können. In einem Schreiben von Konrad Kittl vom 6.2.1963 an die „Sozialdemokratische Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg“ erläutert er:
"Es stellt sich tatsächlich so – und dies ist nicht nur die Meinung des Unterfertigten, sondern die Meinung aller Kollegen, die in Stuttgart Entschädigungssachen vertreten – dass die Entschädigungsbehörde nach Ausflüchten sucht, die es ihr möglich machen, Ansprüche Verfolgter zurückzuweisen." Kittl erreicht noch einen Vergleich. Noch 1967 meint Kittl über das Entschädigungsamt Stuttgart: "Alle diese Bemühungen scheitern jedoch an der Sturheit der dortigen Behörde, die ihre Entschädigungs-Sabotage sehr trefflich mit formeller Korrektheit zu tarnen wissen." (Akte Kires).
- In einem Schreiben an einen Kollegen rügt er: "Sie scheinen in letzter Zeit überhaupt keine Lust mehr zu haben, Rechtsmittel einzulegen. So kann man es aber nicht machen, schließlich können wir nicht nur die leichten Sachen erledigen und die, die etwas schwierig sind, liegenlassen." (Akte Boris Mandelbaum)