Felix Zgnilek
- geboren am 11.7.1927 in Sosnowitz, gestorben am 30.8.1983
- 1939 - 2.4.1943 Sosnowitz/Ghetto Sosnowitz
- 2.4.1943 - Juli 1943 KZ Auschwitz, Häftlingsnummer 174094
- Juli 1943 - Januar 1945 KZ Auschwitz/Außenlager Blechhammer
- Januar 1945 - 9./10.2.45 KZ Gross-Rosen
- 10.2.45 - 17./18.2.45 KZ Buchenwald, Häftlingsnummer 124321
- bis 11.4.45 KZ Buchenwald/Außenlager Halberstadt/Langenstein (Tunnelbau)
- 8.9.1945 Stuttgart (Displaced Persons Camp Stuttgart-West, Stuttgart-Fellbach)
- 20.11.1948 Ausreise in die USA, via Hamburg an Bord der "SS Marine Flasher"
Felix Zgnilek verlor die gesamte Familie, seine Eltern und drei Geschwister. Er war 12 Jahre alt, als seine Verfolgung begann.
Vor dem Krieg
Vor Ausbruch der Verfolgungsmaßnahmen lebte ich zusammen mit meinen Eltern und meinen drei Geschwistern in Sosnowitz in der Oderbergerstr. 9. Ich war ein kräftiger gesunder Junge und besuchte die Volksschule. Meine Familie lebte in gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen. Mein Vater war der Inhaber eines Schuh-Engrosgeschäftes und wir lebten gut.
Quelle: Soweit nicht anders angegeben: Akten Konrad Kittl, Eidesstattliche Erklärung Felix Zgnilek;
Beginn der Verfolgung
Meine Heimatstadt wurde im September 1939 durch die Nazis und kurz später begannen die Verfolgungsmaßnahmen. Schon in den ersten Monaten trieb man mich zu schweren Arbeiten. Meistens waren das Reinigungsarbeiten und im Winter hatte ich für Stunden Schnee zu schaufeln. Dann wurde ich zusammen mit meinem älteren Bruder in die Lager geschleppt. Damit wurde ich von meiner Familie getrennt. Meinen Bruder habe ich wenig später aus den Augen verloren. Ich habe keinen von meiner Familie mehr wiedergesehen. Alle sind durch die Nazis umgekommen. In den KZ Lagern - ich verweise auf meine vorliegenden Erklärungen - hatte ich unter den unmenschlichsten Bedingungen wahre Sklavenarbeiten zu verrichten. Da ich handwerklich geschickt war lernte ich als Elektriker zu arbeiten. Dies hat mir letztlich mein Leben gerettet. Trotzdem war meine Behandlung nicht viel besser. Ich wurde oft schikaniert und um so mehr geschlagen.
2.4.43 - Juli 1943 Auschwitz
Im KZ Lager Auschwitz lebte ich unter ständiger Furcht, in die Gaskammern zu kommen. Ich litt hier mehrfach unter fieberhaften Erkältungskrankheiten, erhielt aber nie ärztliche Hilfe, da ich nicht darum ansuchte. Jeder Kranke wurde vernichtet. Je weiter die Jahre fortschritten, umso schlimmer wurde unsere Behandlung. Auf dem Vernichtungsmarsch nach Buchenwald bin ich fast zusammengebrochen. Das Grauen dieser Tage werde ich nie vergessen. Das Schlimmste war mitansehen zu müssen wie Mithäftlinge einfach erschossen wurden oder vor Erschöpfung einfach zusammenbrachen und wir sie zurücklassen mussten.
Juli 1943 - Januar 1945 Lager Blechhammer, Januar 1945 - 10.2.1945 Groß Rosen
Außenlager des Konzentrationslagers Auschwitz | |
---|---|
Ort | Blachownia Śląska, Sławięcice / Blechhammer |
Bezeichnung | Bahnhoflager, Bahnhoflager Ehrenforst |
Gebiet | Preußen (Provinz Oberschlesien) |
Eröffnung | 01.04.1944; vorher Zwangsarbeitslager für Juden |
Schließung | "Evakuierung" am 21.01.1945 nach Groß-Rosen, dort am 02.02.1945 angekommen. Befreiung am 26.01.1945 |
Häftlinge | 3958 Häftlinge am 17.01.1945 |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Oberschlesische Hydrierwerke AG |
Art der Arbeit | Bau der Chemiebetriebe |
Quelle: deutschland-ein-denkal.de |
10.2.1945-18.2.1945 Buchenwald, 18.2.1945-11.4.1945 Zwieberge/Langenstein
In Buchenwald selbst hatte ich nicht zu arbeiten. Aber im KZ Lager Langenstein, in welches man uns von da aus schleppte, war es am furchtbarsten. Beim Tunnelbau in den Goering-Werken wurden wir in Tag- und Nachtschichten eingesetzt. Es war damals bitterkalt, und als ich einmal versuchte einem Wachtposten Unterwäsche zu stehlen für mich und andere Mithäftlinge wurde ich erwischt. Man schlug mich zusammen bis ich bewusstlos war. Nur Mithäftlingen habe ich mein Leben zu verdanken. Ich war danach bewusstlos und kam erst dann wieder zu mir als die Befreiung schon erfolgt war.
Anmerkung: "BII" bedeutet "Zwieberge", zum Datum siehe Tenhumberg
Lager Zwieberge
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald | |
---|---|
Ort | Halberstadt-Zwieberge |
Gebiet | Preußen (Provinz Sachsen) |
Eröffnung | 07.01.1945 (erste Erwähnung) |
Schließung | 09.04.1945 ("Evakuierung"); Befreiung am 11.04.1945 |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Malachit AG |
Art der Arbeit | Tunnel-, Straßen- und Eisenbahnbau |
Bemerkungen | Die Häftlinge waren zusammen mit dem Außenkommando Halberstadt-Zwieberge ("B II") untergebracht. |
Quelle: deutschland-ein-denkal.de |
Nach der Befreiung
Ich befand mich damals in einem entsetzlichen Zustand und war kaum noch als Mensch zu bezeichnen. Ich war zu einem Skelett abgemagert und vollständig verstört. Für etwa zwei Monate hielt man mich im Krankenhaus in Halberstadt. Soweit ich mich erinnere war es ein provisorisches Krankenhaus der US Armee. Dann ging ich nach Polen für kurze Zeit und reiste in Deutschland umher, um nach meiner Familie zu suchen. Ich konnte aber niemand finden und traf im September 1945 in Fellbach ein, wo ich bis zu meiner Auswanderung nach den USA Ende des Jahres 1948 verblieb. In dieser Zeit wurde ich durch Ärzte jüdischer Hilfsorganisationen ambulant betreut. In einem Krankenhaus bin ich nicht gewesen. Ich habe keinerlei Erinnerung an die Namen der Ärzte und bitte von Amts wegen anzufragen.
Anmerkungen
Weitere Quellen
-----
Entschädigungsamt
Stuttgart, ES/A 4055 (0)
Anmerkungen
Versch. Schreibweisen im Akt: Zynilek/Zgnitek/Zgnilek Felix;
Häftlingsunterlagen unter dem Namen "Zgnilek, Salomon, geb. 11.7.1925". Felix Zgnilek und Salomon Zgnilek identisch: der selbe Wohnort (Stadt und Strasse, vgl. Eidesstattliche Erklärung), Namen der Eltern (vgl. ITS-Bescheinigung).
Bildnachweis
- Individuelle Unterlagen KZ Buchenwald; 1.1.5.3/7485429/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Nummernzugangsbuch des Konzentrationslagers Buchenwald (Männer); 1.1.5.1/5721355/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- United States Holocaust Memorial Museum, Photograph Number: 07026
- United States Holocaust Memorial Museum, Photograph Number: 10099
- Felix Zgnilek, C/M 1 Akte aus Deutschland, 3.2.1.1/79956149/ITS Digital Archive, Arolsen Archives