Berek Blatt
- geboren am 17.1.1915 in Dabrowa Gornicza, gestorben am 25.9.1987
- Oktober 1940 Zwangsarbeitslager Klein Mangersdorf (Reichsautobahn), Zwangsarbeitslager Großsarne (Brückenbau) ,
- Ende 1942 bis Ende 1943 Zwangsarbeitslager Wiesau (Bauarbeiten, Unfall),
- Ende 1943 bis 9/1944 Zwangsarbeitslager Annaberg (div. Arbeiten, Flußregulierung),
- 30.9.1944 KZ Auschwitz, Nummer B 10768,
- 19.11.1944 bis 1.4.1945 KZ Buchenwald/Außenlager Niederorschel (Flugzeugbau)
- 10.4.1945 bis 11.4.1945 KZ Buchenwald
- 1945 bis 1946 Heidenheim
- 1946 bis 1948 Bamberg
- 1948 Fürth
- 1949 USA
Vor dem Krieg
Diese eidesstattliche Erklaerung gebe ich im Zusammenhang mit meinem Antrag auf Entschaedigung wegen Schadens an Koerper und Gesundheit ab. Vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs lebte ich mit meinen Eltern und Geschwistern in meiner Geburtsstadt Dombrowa. Ich erfreute mich eines ausgezeichneten Gesundheitszustandes und kann mich an keine ernstliche Krankheiten erinnern. Nach Abschluss der Schule war ich eine zeitlang als Angestellter taetig und arbeitete spaeter als Schlosser. Mit dem Ausbruch der Verfolgungsmassnahmen begann mein Leidensweg.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Klein Mangersdorf (Magnuszowiczki)
Im Oktober 1940 wurde ich verhaftet, von meiner Familie getrennt und in das Zwangsarbeitslager Kleinmangersdorf ueberstellt. Dort lies man mich eine zeitlang schwere Zwangsarbeit beim Bau der Reichsautobahn leisten. Da ich die harte Arbeit nicht gewohnt war und diese bei weitem meine Kraefte ueberstieg, zog ich mir beim Entladen einer Lore ein Rueckenleiden zu, unter dem ich entsetzlich litt. Die Wachtposten trieben uns zu immer schnellerer Arbeit an. Im Winter hatten wir vollkommen unzureichenden Schutz gegen die Kaelte und ich litt staendig unter fieberhaften Erkaeltungskrankheiten, fuer die ich keine aerztliche Hilfe bekam. Zeitweise erhielten wir ueberhaupt nichts zu essen. Daneben hatten wir staendig Schikaneapelle zu stehen. Als ich waehrend eines Appells einmal darum bat, austreten zu duerfen, wurde ich brutal geschlagen.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Zwangsarbeitslager für Juden in Schlesien | |
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Ort | Klein Mangersdorf (Magnuszowiczki) |
Gebiet | Preußen (Provinz Oberschlesien) |
Eröffnung | 29.03.1940 |
Schließung | Juni 1944 (letzte Erwähnung) |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Firma Julius Schallhorn, Berlin |
Art der Arbeit | Arbeit an der Reichsautobahn |
Quelle: |
Groß Sarne, Wiesau
Dann brachte man mich in das Zwangsarbeitslager Grossarne. Die Lebensbedingungen waren die selben. Man setzte mich beim Brueckenbau ein. Ich wurde haeufig geschlagen. Unser Essen bestand aus einer Hungerration. Wieder litt ich unter haeufigen Erkaeltungskrankheiten. Im Dezember 1942 wurde ich in das Zwangsarbeitslager Wiesau transportiert. Wieder hatte ich schwere Bauarbeiten zu verrichten. Ich hatte in diesem Lager einen schweren Unfall. Ein Eisentraeger fiel auf mein linkes Bein. Ich zog mir einen komplizierten Bruch zu und musste 5-6 Monate lang in der Krankenstube bleiben. Zu essen gab es waehrend dieser Zeit fast nichts. Ich litt unter entsetzlichen Schmerzen. Wenn mir nicht ein Sanitaeter geholfen haette, der Mitleid mit mir hatte, haette ich wahrscheinlich nicht ueberlebt.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Zwangsarbeitslager für Juden in Schlesien | |
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Ort | Sarny Wielkie / Groß Sarne |
Gebiet | Preußen (Provinz Oberschlesien) |
Eröffnung | 10.02.1940 (erste Erwähnung) |
Schließung | September 1943 (letzte Erwähnung) |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Wayss u. Freytag; Grün u. Bilfinger AG; Quecke u. Schramm; Firma Lentz; Firma Plüschke; Firma Julius Schallhorn, Berlin |
Art der Arbeit | Arbeit an der Reichsautobahn |
Quelle: |
Zwangsarbeitslager für Juden in Schlesien | |
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Ort | Wiesau |
Gebiet | Preußen (Provinz Niederschlesien) |
Eröffnung | April 1941 |
Schließung | Juli 1944 |
Deportationen | Die Häftlinge wurden nach KZ Groß Rosen/"Kommando Bunzlau", die Kranken nach KZ Auschwitz "überstellt" |
Häftlinge Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Berg- und Hütten AG; Firma Kemna-Lenz; Vetter u. Weder; Firma Glatzer Bau-Ring; Firma Heinke; Firma Humboldt; Firma Jeche |
Art der Arbeit | Kupferhüttenbau, Arbeit an der Reichsautobahn, Bauarbeiten |
Quelle: |
Landeshut und Annaberg
Anschliessend kam ich in das Zwangsarbeitslager Landeshut, wo dieselben Verhaeltnisse herrschten und ich wiederum hart zu arbeiten hatte. Von dort aus schleppte man mich in das Zwangsarbeitslager Annaberg. Mein Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr. Trotzdem setzte man mich zu anstrengendster Zwangsarbeit ein. Ich hatte verschiedenste Arbeiten innerhalb und ausserhalb des Lagers zu leisten.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
September 1944 bis November 1944 Auschwitz
In September 1944 kam ich schließlich nach Auschwitz. In diesem Vernichtungslager wurde mir bei meiner Ankunft die Nummer B 10768 eingebrannt. Man hielt mich in der Quarantaene. Ich wurde schikaniert und geschlagen. Man hetzte sogar Hunde auf mich. Zu arbeiten hatte ich nicht.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Niederorschel und Buchenwald
Im November 1944 wurde ich auf einen Viehzug verladen und in zweitaegiger Reise nach Buchenwald Kommando Niederorschel gebracht. Ich konnte mich fast nicht mehr auf den Beinen halten, wurde jedoch erbarmungslos weiter zur Arbeit beim Flugzeugbau herangezogen. Ausserdem musste ich Klempnerarbeiten verrichten. Kurz vor der Befreiung trieb man mich noch auf einen Vernichtungsmarsch. Wir mussten etwa 90 km weit zu Fuss laufen. Wer nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen. Als wir im Hauptlager Buchenwald ankamen, war ich vollkommen erschoepft. Man hatte vor, alle Ueberlebenden bei einem Appell zu erschiessen. Bevor diese Vorhaben ausgefuehrt werden konnte, wurden wir in letzter Minute durch die US Armee befreit. Zu dieser Zeit war ich koerperlich und seelisch vollkommen gebrochen und begab mich sofort in aerztliche Behandlung.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald | |
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Ort | Niederorschel |
Gebiet | Preußen (Provinz Sachsen) |
Eröffnung | 04.09.1944 (erste Erwähnung) |
Schließung | "Evakuierung" am 01.04.1945 nach Buchenwald, dort am 10.04.1945 angekommen. |
Häftlinge | Durchschnittlich 430, darunter zahlreiche Juden |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Langenwerke AG, Niederorschel, die sich auf dem Gelände der Junkerswerke befand |
Art der Arbeit | Arbeit in der Sperrholzfabrik |
Bemerkungen | Die Häftlingsunterkünfte befanden sich in einem nahegelegenen Websaal, der mit der Sperrholzfabrik durch einen Stacheldrahtzaun verbunden war. |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Nach dem Krieg
Kurz nach der Befreiung musste ich erfahren, dass meine Eltern und zwei meiner Brueder durch die Nazis den Tod gefunden hatten. Das war ein weiterer Schock fuer mich. Bis zum Jahre 1949 hielt ich mich in westdeutschen DP-Lagern auf und wanderte dann nach den USA aus.
Quelle: Eidesstattliche Erklärung
Anmerkungen
Weitere Quellen
- Niederorschel: Encyclopedia of CAMPS AND GHETTOS, 1933–1945. VOLUME I. Early Camps, Youth Camps, and Concentration Camps and Subcamps under the SS-Business Administration Main Office (WVHA), Part A Indiana University Press 2009 S.400
Entschädigungsamt
Stuttgart, 1965, ES 2598(0)-I-Sp
Anmerkungen
- Zu Berek Blatt siehe Landesarchiv Baden-Württemberg/Staatsarchiv Ludwigsburg
- Zum Nachkriegsschicksal von Berek Blatt siehe entsprechende Nachkriegsdokumente bei Arolsen Archives.
Bildnachweis
- Arbeitseinsatzkarte Buchenwald; Quelle: 1.1.5.3/5552894/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Häftlings-Personal-Karte Buchenwald; Quelle:1.1.5.3/5552896/ITS Digital Archive, Arolsen Archives