Jakob Tenenbaum
Biografie
- geboren am 20.10.1921 in Beuthen/Deutschland
- Krakau, 12/1939 Zwangsarbeit/Judenstern
- 3/1941 bis 12/1942 Ghetto Krakau
- 12/1942 bis 8/1944 Zwangsarbeitslager Krakau-Plaszow
- 16.8.1944 KZ Mauthausen, Häftlingsnummer 87178, Quarantäne
- 27.8. bis 5.5.1945 KZ Mauthausen/Außenlager Linz III (Herman-Göring-Werke)
- Stuttgart, Mannheim
- 1947 USA
Anmerkung: aus Aktenauszug vom 7.2.1966: "Mandant hat im Konzentrationslager falsche Personalien verwendet und zwar hat er seinen Vornamen mit 'Hirsch' angegeben und als Geburtsadatum den 18.,19, oder 20.10.1923 in Krakau. Dies, um sich jünger zu machen und damit der Vernichtung zu entgehen."
Vor dem Krieg: Krakau
Diese eidesstattliche Erklaerung gebe ich im Zusammenhang mit meinem Antrag auf Entschaedigung wegen Schaden an Koerper und Gesundheit ab. Vor Ausbruch der Verfolgungsmassnahmen lebte ich zusammen mit meinen Eltern und meiner juengeren Schwester in der Stromastrasse 9. Ich war ein kraeftiger gesunder junger Mann, der gern Sport trieb und ich kann mich nicht erinnern jemals ernstlich krank gewesen zu sein. Ich besuchte das Gymnasium. Meine Schulausbildung wurde im Jahre 1939 unterbrochen. Meine Familie lebte in gesicherten Verhaeltnissen. Mein Vater war Altwarenhaendler und verdiente genügend.
Quelle: Soweit nicht anders angegeben: Akten Konrad Kittl, Eidesstattliche Erklärung Jakob Tennenbaum;
Ghetto Krakau
Krakau wurde unmittelbar nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges durch die Nazis besetzt und damit begannen die Verfolgungsmassnahmen, denen ich von Anfang an unterworfen war. Schon in den ersten Monaten litt ich unter der Degradierung und wurde zu verschiedenen Zwangsarbeiten herangezogen. So trieb man mich beispielsweise im ersten Winter zu stundenlangem Schnee schaufeln und man schikanierte uns. Wir lebten unter grossen Entbehrungen. Als man das Ghetto errichtete, musste ich in das Ghetto einziehen. Ich wurde hier zu Zwangsarbeiten bei der NKF eingeteilt und hatte schwere Reparationsarbeiten an Kuehlern zu verrichten. Bei der Arbeit wurden wir staendig geschlagen. Unser Essen war miserabel. Wir lebten in staendiger Angst vor einer Mordaktion.
Anmerkung: N.K.F. (Neue Kühler- und Flugzeugteilefabriken), Kurt Hodermann, siehe auch "Orte des Terrors, Band 8, S. 290)
Zwangsarbeitslager für Juden im "Generalgouvernement" | |
---|---|
Ort | Kraków-Plaszów (Jerozolimskastraße) / Krakau-Plaszow |
Gebiet | Generalgouvernement, Distrikt Krakau (1939-1944) |
Eröffnung | Anfang 1942 / 28.10.1942; Frauen: 21.01.1943 |
Schließung | 11.01.1944 (Umwandlung des Lagers in ein Konzentrationslager, das dem SS-WVHA unterstand) |
Häftlinge | Im Sommer 1943 befanden sich etwa 12.000 Häftlinge im Lager. |
Geschlecht | Männer und Frauen |
Einsatz der Häftlinge bei | Kabelwerk Krakau; Firma Julius Madritsch, Textilbetrieb; N.K.F. (Neue Kühler- und Flugzeugteilefabriken), Kurt Hodermann |
Art der Arbeit | Männer: Arbeit in den SS-Wirtschaftsbetrieben, Arbeit in der Deutschen Emailwarenfabrik, Arbeit im Steinbruch, Barackenbau, Straßenbau; Frauen: Arbeit in der Schneiderei, Arbeit in den SS-Wirtschaftsbetrieben, Arbeit in der Deutschen Emailwarenfabrik, Arbeit in der Munitionsfabrik, Barackenbau |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Krakau-Plaszow, Transport nach Mauthausen
In Plaschow hatte ich dieselben Arbeiten. Ende des Jahres 1943 erkrankte ich an einem Typhusfieber und bekam keine aerztliche Hilfe. Als ich mich einmal bei der Arbeit an der rechten Hand verletzte zitterte ich jede Minute um mein Leben, das bedeutete, dass ich eine Weile nicht arbeiten konnte und die Kranken wurden weggeschleppt. Wie durch ein Wunder kam ich davon. Unter diesen elenden Verhaeltnissen lebte ich bis zum Sommer 1944. Man trieb uns dann in einen Zug und liess uns fuer fast zwei Wochen ohne Nahrung. In einem Waggon waren etwa 140 Menschen eingepfercht.
Mauthausen, Linz
Als wir in Mauthausen anlangten waren mehr als 50% der Leidgefaehrten verstorben. Von Mauthausen schleppt man mich nach Linz, wo ich in den Hermann Goering-Werken als Mechaniker arbeiten musste. Zu diesem Zeitpunkt war ich nur noch ein Wrack. Ich konnte mich kaum noch auf den Fuessen halten. Mein geliebter Vater ist damals umgekommen. Als ein SS-Mann mit meiner Arbeit nicht zufrieden war, nahm er mich heraus und stellte mich an die Wand, um mich zu erschiessen. Dann lies er aber von mir ab und schlug mich lediglich zusammen. Zwei Wochen lag ich im Krankenrevier. An die letzte Zeit vor meiner Befreiung habe ich nur wenig Erinnerung, da ich kaum noch als Mensch zu bezeichnen war.
Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen | |
---|---|
Ort | Linz III, Kleinmünchen-Ebelsberg |
Bezeichnung | |
Gebiet | Reichsgau Oberdonau (1938-1945) |
Eröffnung | 22.05.1944 |
Schließung | Befreiung am 05.05.1945 |
Deportationen | |
Häftlinge | 5.615 (höchster Häftlingsstand) |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | Hermann-Göring-Werke (Panzerproduktion); SS-WVHA W I Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH Schlackenwerk Linz |
Art der Arbeit | Arbeiten im Stahl- und Schlackewerk; Bau eines Kraftwerkes bei Linz; Straßen-, Luftschutzkeller- und Bahnbau |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Nach der Befreiung
Bei meiner Befreiung war ich bewusstlos und kam sofort unter die Behandlung von Aerzten der US-Armee. Spaeter lebte ich bis zu meiner Auswanderung nach den USA im Dezember 1947 in Stuttgart und Mannheim. Durch die jahrelange Verfolgungszeit, die staendige Todesfurcht, den Verlust meiner Eltern, die grausamen Misshandlungen, die Erkrankungen ohne aerztliche Hilfe, die schweren ungewohnten Arbeiten, den Hunger, die Kaelte und die Misshandlungen bin ich noch heute gesundheitlich gestoert. Ich erklaere mich bereit, mich durch einen Vertrauensarzt des Deutschen Konsulats untersuchen zu lassen. Die Richtigkeit meiner Aussagen bestaetige ich durch meine Unterschrift an Eides statt.
Anmerkungen
Entschädigungsamt
Stuttgart ES 28198 1965-1970
Bildnachweis
- Karte: Oberkommando des Heeres / Generalstab, Quelle: Mapster, mit Angaben von Yad Vashem: "Aerial Evidence for Schindler’s List"
- RG-15.098M; Coll: City captain of the city of Krakow, 1939-1945, ID card list; Name List: Accepted Applications (#25039); United States Holocaust Memorial Museum Archives,Washington, DC
- Quelle: 1.1.26.3/1803433/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- Quelle: 1.1.26.3/1803433/ITS Digital Archive, Arolsen Archives