Jakob Wandermann

Stationen - Jakob Wandermann
Jakob Wandermann - Stationen seiner Verfolgung
  • geboren am 10.3.1898  Uniejow
  • erlernte Gärtner
  • 1920-1924 Militärdienst
  • Selbständiger Gärtner mit 20 bis 40 Angestellten, je nach Saison
  • 1930 Heirat mit  Ehefrau Estera Wanderman, geb. 5.4.1902 in Pabianice, geborene Dimant
  • 22.8.1936 Geburt der Tochter Hena
  • 1939 Enteignung,  "Aussiedlung" nach Lodz
  • 1. Mai 1940 bis August 1944 Ghetto Lodz, Zwangsarbeit in der Landwirtschaft
  • August1944 KZ Auschwitz Durchgangslager
  • September 1944 bis Oktober 1944 KZ Groß-Rosen/Kaltwasser (Projekt Riese)
  • Oktober 1944 bis Februar 1945 KZ Groß Rosen/Wüstegiersdorf  (Projekt Riese)
  • Februar 1945 bis Anfang April 1945 KZ Neuengamme/Hildesheim
  • KZ Neuengamme/Hannover-Ahlem
  • 10.4.1945 – 15.4.1945 KZ Bergen-Belsen
  • 1945-1949 DP Camps Hamburg
  • 1949 Emigration nach Israel

Verlor Ehefrau, Tochter, Eltern und fünf Geschwister. Ehefrau Estera Wanderman, geb 5.4.1902/3 in Pabianice, geb. Dimant und Kind Hena?, geb. 22.8.1936 in Lodz (United States Holocaust Memorial Museum)

Vor dem Krieg

Beginn der Verfolgung

Ich kam anfangs 1940 ins Ghetto Lodz, das bis April 1940 ein offenes Ghetto war. Dann wurde es geschlossen. Der Kommandant war BIEBOW, der Judenälteste hies RUMKOWSKI. Ich arbeitete dort in der Wirtschafts- und Landwirtschaftsabteilung als Gärtner. Der Leiter dieser Abteilung hies SCHWINDT.

Quelle: eidesstattliche Erklärung von 1954, Staatsarchiv Hamburg, Akte Jakob Wanderman, Signatur  351-11_20641

1939 Enteignung Anfang 1940 Überführung in das Ghetto von Lodz, dort Zwangsarbeiten bei der Wehrmacht als Gärtner bis zu Liquidation des Ghettos im August 1944. [....] Während des Ghettoaufenthalts war Ast auch von der Gestapo schwer misshandelt worden und litt lange Zeit unter den Folgen dieser Grausamkeiten.

Quelle: Gutachten von 1964, Akte Jakob Wandermann, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_20641

Die Familie Wandermann lebte im Ghetto Lodz laut Belegungsplänen in folgenden Häusern: Gänsa 8/Zimmer 5, Franzstrasse 27/Zimmer 16, Kelmstrasse 21/Zimmer 10

Occupancy plan Franzsstrasse 27, source: United States Holocaust Memorial Museum
Occupancy plan Franzsstrasse 27, source: United States Holocaust Memorial Museum
Occupancy plan Gämsa 8, source: United States Holocaust Memorial Museum
Occupancy plan Gämsa 8, source: United States Holocaust Memorial Museum
Occupancy plan Kelmstrasse 21, source: United States Holocaust Memorial Museum

Konzentrationslager

August 1944 kam ich nach Auschwitz, wohnte im Zigeunerlager und kam nach weiteren 2 Wochen nach Kaltwasser. Nach 1 Monat, Oktober 1944 brachte man mich dann nach Wüstegiersdorf, habe dort in der Handwerkstube gearbeitet. Feber 1945 wurden wir nach Bergen-Belsen evakuiert, teils zu Fuss, teils per Bahn, ohne jedwedes Essen und dort angekommen, wurden wir nach 1 Tag weiter nach Hildesheim geschickt. Dort arbeitete ich bei der Bahn. Anfang April 1945 transportierte man uns nach dem KZ. Allen (Anm.: Hannover-Ahlem) wo ich im Steinbruch in der Nachtschicht beschäftigt wurde. Ungefähr am 10 April 1945 brachte man uns zurück nach Bergen-Belsen, und dort wurde ich am 15.4.1945 von der 2. britischen Armee befreit.

Quelle: eidesstattliche Erklärung von 1954

Ast lebte im Ghetto bis zum Herbst 1944, zusammen mit Frau und Kind und als dann das Ghetto liquidiert wurde, überstellte man sie nach Auschwitz, wo Ast Gattin in der Gaskammer verlor.

Ast blieb nur kurze Zeit in Auschwitz, und wurde dann nach Mittelschlesien ins KL Kaltwasser überführt. Dort musste er verschiedene schweren körperliche Arbeiten verrichten, bei einem Minimum an Nahrung, wurde misshandelt und lebte in Angst. Nach wenigen Monaten brachte man ihn dann auf einem Fussmarsch nach dem KL Bergen-Belsen, von wo er für 2 Monate nach Hildesheim zu Bombenschaden-Aufräumungsarbeiten geschickt wurde. Später kehrte er wieder nach Bergen-Belsen zurück, wo er auch im April 1945 durch die Engländer befreit wurde.

Quelle: Gutachten von 1964, Akte Jakob Wandermann, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_20641

Dann in das Konzentrationslager Auschwitz-Kaltwasser, dort war er an der Eisenbahnstation mit dem Auf- und Abladen von Baumaterialien beschäftigt, nach eigenen Angaben dann im Konzentrationslager Allen Arbeiten im Steinbruch und schliesslich im Konzentrationslager Bergen-Belsen Arbeit beim Totenkommando. In Auschwitz verlor er seine Ehefrau und das der Ehe entstammende Kind. Vom Konzentrationslager Bergen-Belsen aus war er auch für 2 Monate in Hildesheim bei einem Aufräumungskommando tätig

Quelle: Gutachten von 1964, Akte Jakob Wandermann, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_20641

Anmerkungen

ECG: THE UNITED STATES HOLOCAUST MEMORIAL MUSEUM, Encyclopedia of CAMPS AND GHETTOS, 1933–1945

KZ Neuengamme/Hildesheim

The establishment of a subcamp in Hildesheim was a reaction to the massive destruction during a bombing raid on February 22, 1945, of the goods railway yard and the main railway line from Hildesheim to Dresden via Leipzig. Labor was needed to repair the destruction. .... 3 days after the attack on March 22, 1945, the camp was evacuated to Hannover-Ahlem.

The surviving prisoners then commenced a march lasting several days to Hannover to the Ahlem subcamp. They were evacuated from there on April 6, with the Ahlem prisoners, to Bergen-Belsen.

Quelle: ECG, Vol 1, Part B, p. 1147 f

KZ Neuengamme/Hannover-Ahlem

„The camp was created to supply prisoners for labor to the nearby asphalt tunnels, which were to be cleared to accommodate the underground, accelerated construction of aircraft and panzer parts for Continental Gummiwerke and Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover (MNH).

… Kapos beat the prisoners into submission with shovels. Their beatings sometimes resulted in death.

Quelle: ECG, Vol 1, Part B, p. 1133

KZ Groß Rosen/Kaltwasser (Projekt Riese)

Lage: zwischen Wüstegiersdorf und Kaltwasser

Eröffnung: -

Anzahl Gefangener: nicht mehr als 2000

Gefangenentransporte: Ende August 1944 aus Auschwitz, 20. September 1944 aus Auschwitz

Arbeiten: The prisoners’ main workplace was the projects under construction on Ramenberg (later Soboń) Mountain: they leveled and surfaced the ground for a narrow-gauge railway track; they carried the rails; set down new tracks; felled trees to build new roads; dug ditches and put in sewers; cleared forests; unloaded railroad cars loaded with concrete, sand, and bricks; dumped stones out of trucks and shoveled them into ravines; and installed poles for electric wires. Some of the prisoners worked making cobblestones for road paving: rocks were dynamited, and the larger pieces were broken up into smaller ones and worked down to the required size. The prisoners worked in two shifts regardless of the weather. All the labor was very hard and dangerous, and there were frequent accidents. There were also instances of suicide.

Firmen:

Auflösung: Dezember 1944

Quelle: ECG, Vol. 1, Part A, S. 790 f

KZ Groß Rosen/Wüstegiersdorf (Projekt Riese)

Lage:Wüstegiersdorf

Eröffnung: May 1944

Anzahl Gefangener: 700 – 1000 ungarische und polnische Juden

Gefangenentransporte:

Arbeiten: s.u.

Firmen: Messinger, Tiefbau, Sager & Wörner, Wayss & Freytag, Hoch und Tief-bau, Fix (built barracks), Dübner (tunnel construction), Websky (machinery dismantling), Holzmann, Schallhorn, Lenz, Krup, and National Socialist Motor Corps (National-sozialistisches Kraftfahrkorps, NSKK).

Auflösung: 24. Februar 1945 zu Fuss nach Trautenau, mit dem Zug nach Flossenbürg

Quelle: ECG, Vol. 1, Part A, S. 798

Nach dem Krieg

Ungefähr am 10 April 1945 brachte man uns zurück nach Bergen-Belsen, und dort wurde ich am 15.4.1945 von der 2. britischen Armee befreit. Im Herbst 1945 kam  ich nach Hamburg, wo ich im Kinderheim als Gärtner beschäftigt wurde. Im Herbst 1947 kehrte ich nach Bergen-Belsen zurück, von wo ich am 5.4.1949 nach Israel auswanderte.

Quelle: eidesstattliche Erklärung

Ast kehrte nicht nach mehr Polen zurück, er lebte in Hamburg in einem Kinderheim und war dort auch als Gärtner tätig. Dann war er noch einige Zeit im DP-lager Bergen-Belsen und wanderte im Jahre 1949 nach Israel aus. Im Jahre 1947 hatte er zum zweiten Male geheiratet.

Quelle: Gutachten von 1964, Akte Jakob Wandermann, Staatsarchiv Hamburg, Signatur 351-11_20641

Anmerkungen

Entschädigungsamt

Hamburg

Weitere Quellen

Block Number 21A Gänsa Street Number 8/The elders of the Jews in the Lodz Ghetto

Kelm Street Number 21/The elders of the Jews in the Lodz Ghetto

Franz Street Number 27/The elders of the Jews in the Lodz Ghetto

Akte Jakob Wandermann, Staatsarchiv Hamburg, Signatur     351-11_20641

Anmerkungen

Warum es zu unterschiedlichen (Geburts-)daten kommen kann:

Nachfrage Amt für Wiedergutmachung Hamburg vom 20.3.1964 an Kittl

„Bei Durchsicht der Akte fällt auf, dass Ihr Mandant als Geburtsdatum bisher immer den 14.4.1908 angegeben hat, während er jetzt als Geburtsdatum den 10.3.1898 angibt. Es wird um Stellungnahme gebeten, aus welchen Grunde Ihr Mandant früher ein falsches Geburtsdatum angegeben hat.“

Antwort vom 25.4.1964 von Wandermann

„Um in Blankenese bei Hamburg in den Kibbuz (gemeinsame landwirtschftliche Vorbereitung) mit dem ich nach Israel einwandern sollte, aufgenommen zu werden, machte ich mich um 10 Jahre jünger – da man ältere Leute nicht aufnahm – d.h. ich gab das Geburtsdatum 14.4.1908 anIn Wirklichkeit bin ich am 10.3.1898 beboren, wie es auch aus dem Auszug meiner Kennkarte hervor geht.“

Bildnachweis

siehe Quellen