Towia Grilliches
- geboren am 26.1.1906 in Wilna,
- Volksschule
- Friseurlehre, Friseurgeschäft
- 1932 Hochzeit
- Eröffnung eines Feinkostgeschäfts
- Juli 1941 bis Juni 1943 Ghetto Wilna,
- Ermordung der Ehefrau und seiner zwei Kinder
- Juni 1943-1. Juli 1944 "illegal" ,
- 12.7.1944 Befreiung,
- 12. Juli 1944 Befreiung
- Anfang 1946 Heirat mit Gitel Nison in Lodz
- 3. August 1946 DP Heidenheim
- 3. Januar 1947 DP Heidenheim
- Juni 1947 Führerschein
- Juli/August 1947, 8/1947 DP Heidenheim (Voith-siedlung)
- 29. November 1948 Emigration nach Israel
Towia Grilliches verlor seine Ehefrau und sein zwei Kinder Towa und Simon währen der Verfolgung.
Towia Grilliches war kein Klient von Konrad Kittl, sondern Zeuge für einen seiner Antragsteller.
Vor der Verfolgung
Ich heisse Towia Grilliches, bin am 26.1.1906 in Wilno geboren als Sohn der volljüdischen Eltern Rinchas und Sima. [...]
Nach Absolvierung der Volksschule lernte ich das Friseurgewerbe ungefähr drei Jahre. Nach dem ich dieses erlernt habe, habe ich mir in Wilna ein Friseurgeschäft eröffnet und glaube, dass dies ungefähr im Jahre 1924 war, wobei ich zugebe, daß ich vielleicht ein um ein Jahr irren kann. Diesen Beruf habe ich die ganze Zeit ausgeübt und im Jahre 1932 heiratete ich. Der Vater meiner Frau hatte in Wilna ein Delikatessen- und Feinkostgeschäft. Ungefär ein Jahr nach meiner Hochzeit, also im Jahre 1933 eröffnete meine Frau und ich mit Hilfe meines Schwiegervaters ebenfalls ein Feinkostgeschäft, wobei ich angeben möchte, daß diese Hilfe meines Schwiegervaters bei der Errichtung dieses Geschäftes meine Mitgift vorstellte. Das Feinkostgeschäft führte und leitete meine Frau, wobei ich ihr, soweit es meine Zeit zulies, natürlich geholfen habe. Ich selbst habe bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges mein Friseurgeschäft in Wilna weiterhin geführt.
Quelle: Akte Towia Grilliches, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036, Eidesstattliche Erklärung vom 8.1.1958
In meiner ersten Ehe sind 2 Kinder geboren:
Towa geb. 1933 in Wilno
Simon geb. 1935 in Wilno
Beide Kinder meiner ersten Ehefrau wurden vor der Liquidation des Ghettos Wilno, bei einer Aktion von SSLeuten mit vielen anderen Juden nach PANAR weggeschleppt und dort erschossen. Diese Aussage bin ich bereit, vor jeder Behörde und vor jedem Gericht zu wiederholen.
Queller: Akte von Towia Grilliches, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036, Eidesstattliche Erklärung vom 4.11.1974
Ghetto Wilna
Ich bin vom Juli 1941 bis Juni 1943 im Ghetto Wilna eingeschlossen gewesen. Vorher wohnte ich in der Dünaburgerstrasse. Im Ghetto wohnte ich in der Savelskistrasse, ungefähr 6-8 Monate und später in der Rudnickastrasse. No. 8 bis zu meiner Flucht.
[...]Ich bin im Ghetto mit allen möglichen Schwarzarbeiten beschäftigt worden. Ich habe am Bahnhof gearbeitet, habe am Waggons ein- und ausgeladen, ich habe am Flugplatz Erdplanierungsarbeiten gemacht etc. An die Namen von Vorgesetzten kann ich mich nicht erinnern. Ich erinnere mich nur dass der Oberbefehlshaber hies Hurer [?]. Er war S.S.Mann."
(EE vom 14.9.1955)
Quelle: Akte Towia Grillches, Eidesstattliche Erklärung vom 14.9.1955, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036
Ich musste im Ghetto Wilna schwere Zwangsarbeit bei Verladearbeiten am Bahnhof verrichten. Wir mussten hierbei ständig schwere Säcke schleppen, die manchmal bis zu 100 kg und mehr wogen und kaum aufzuheben waren. Nachdem ich diese Arbeit über ein Jahr verrichtet hatte, brach ich eines Tages, von schweren Herzkrämpfen befallen, zusammen. Es war dies im Herbst 1942. Ich wurde von Kameraden zurück ins Ghetto gebracht, der Bahnhof befand sich außerhalb desselben und zwar in das jüdische Ghettokrankenhaus. Dort wurde ich von dem jüdischen Arzt Dr. Gerschowitz behandelt, jedoch bestand damals keine Pflegemöglichkeit und es herrschte großer Medikamentenmangel, so dass man mir kaum helfen konnte. Ich lag dort ca. 10 Tage, dann musste ich wieder Zwangsarbeiten verrichten, obwohl ich bei jeder Anstrengung Herzkrämpfe bekam, doch musste ich mich gesund melden, um nicht vernichtet zu werden. Es gelang mir dann, bei Erdarbeiten am Flughafen eingesetzt zu werden, so dass ich wenigstens keine schweren Lasten mehr tragen musste.
Quelle: Akte Towia Grillches, Eidesstattliche Erklärung vom 11.9.1956, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036
Im Mai 1943 bin ich aus dem Ghetto herausgegangen, um ein Versteck für mich und meine Familie zu suchen. Als ich ins Ghetto zurückkehrte, war meine Familie nicht mehr da. Sie wurde vom Ghetto weggenommen und durch die SS nach Panar verschleppt und dort erschossen.
Queller: Akte von Towia Grilliches, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036, Eidesstattliche Erklärung vom 4.11.1974
Flucht und Illegalität
Im Frühling 1943 gelang es mir bei meiner Arbeitsstelle am Bahnnhof von Wilna, Kontakt von früher mir bekannten Christen aufzunehmenund mit ihnen die Möglichkeite meiner Flucht aus dem Ghetto Wilna vorzubereiten. Meine Bekannten nahmen mit den Christen die bei der Müllabfuhr aus dem Ghetto beschäftigt waren, Beziehungen auf, damit diese mich in einem Müllwagen aus dem Ghetto heraus schmuggeln sollen. Dieses Vorhaben gelang im Sommer 1943 als ich eines Tages von Müll geschützt in einem Müllwagen, aus dem Ghetto Wilna geschmuggelt wurde. Meine christlichen Bekannten hatten mir einen Unterschlupf bei einem Hauswart namens Iwan in der Pilsudskiego-Strasse 18, den ich auch von früher kannte, vorbereitet und zu diesem brachte man mich, nach geglückter Flucht aus dem Ghetto. Der Hauswart Iwan, war ein alleinstehender älterer Christ und versteckte mich im Keller, der zu seiner Wohnung gehörte. hier mußte ich ohne Licht und Luft zwischen Kartoffelsäcken und anderem Hausgerümpel, in Angst um mein Leben die Zeit verbringen. Manchmal, wenn ich schon aus Luftmangel nicht mehr weiter konnte - denn ich hatte mir während meiner Haft im Ghetto ein Herzleiden zugezogen - erlaubte mir Ivan des Nachts in seine Wohnung zu schleichen damit ich ein bisschen frische Luft schöpfen konnte. Ich wurde von meinem Wohltäter notdürftig verpflegt, da er selbst Mangel an Nahrungsmitteln litt und musste deshalb immer Hunger leiden. Ich konnte ärztliche Hilfe nicht ansprechen und musste mein Schicksal tragen. Ständig plagte mich die Angst bei Hausdurchsuchungen entdeckt werden zu können und konnte keine Nacht richtig schlafen, beim kleinsten Geräusch aufgeschreckt, denn ich fürchtete immer wieder daß man mich fassen werde. So lebte ich in Angst und Schrecken, bis ich im Sommer 1944 mit der Besetzung von Wilna durch die Russen, selbst befreit wurde."
Quelle: Akte von Towia Grilliches, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036, Eidesstattliche Erklärung vom 26.3.1957
Nach der Befreiung
Ich bin verheiratet. Ich habe Anfang 1946 in Lodz meine Ehefrau Gitel, geborene Nison, geheiratet.
Quelle: Akte von Towia Grilliches, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036, Eidesstattliche Erklärung vom 14.9.1955
Als ich nach der Befreiung in das DPLager Heidenheim kam, erlernte ich den Beruf eines Chauffeurs und erhielt vom Landratsamt Heidenheim/Brenz mit Datum vom 24.6.1947 einen Führerschein gemäß welchem ich berechtigt war Verbrennungsmaschinen der Klasse I ubnd III zu führen. Als ich gegen Ende des Jahres 1948 in Israel einwanderte, suchte ich mir Arbeit als Chauffeur und arbeite, soweit dies mein Gesundheitszustand erlaubt, bis heute in diesem Beruf. Derzeit kann ich wegen meines schlechten Gesundheitszustands nicht arbeiten.
Quelle: Akte von Towia Grilliches, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036, Eidesstattliche Erklärung vom 8.1.1958
Nach meiner Befreiung aus der Illegalität, in welcher ich seit meiner Flucht im Juni 1943 lebte, kam ich im Jahre 1946 in das DPL Heidenheim. Von dort sandte man mich in das Krankenhaus Heidenheim, wo ich ca. 109 Tage wegen meines Herzleidens lag und von dem Arzt Dr. Yenj behandelt wurde. Im Jahre 1947 war ich ungefähr 4 Wochen während des Frühjahrs in Bad Wörishofen zur Kur, gleichfalls wegen meines Herzleidens und wohnte im dortigen Kurhaus. Zur Behandlung war ich dort bei Dr. Springer dem dortigen Kurarzt.
EE vom 11.9.1956
Anmerkungen
Weitere Quellen
- Akte von Towia Grilliches, Landesarchiv-Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 350 I Bü 18036
Entschädigungsamt
Stuttgart
Anmerkungen
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Bildnachweis
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