Abraham Rimler
- geboren am 5.9.1914 in Krakau
- arbeitete als Kaufmann
- musste Zwangsarbeit als Bauarbeiter von Juni 1941 bis Mai 1942 im Ghetto Krakau leisten
- war vom Mai 1942 bis Ende 1943 im Zwangsarbeitslager Krakau-Plaszow, Arbeit als Schweißer
- arbeitete dann für ca. 7 Monate im Zwangsarbeitslager Skarzysko-Kamienna in der Munitionsfabrik
- war ab Mitte 1944 im Zwangsarbeitslager Tschenstochau/HASAG Rakow
- kam Anfang 1945 ins KZ Buchenwald/Außenlager Tröglitz
- war vom 4/1945 - 9.5.1945 (Befreiung) im Ghetto Theresienstadt
- später in Krakau, in den Displaced Persons Camps Eschwege, Hessisch-Lichtenau, Kassel, Landsberg/Lech
- er verlor seine Familie, seine Eltern und seine fünf Geschwister.
Vor der Verfolgung
Bis zum Kriegsausbruch war ich ein kraeftiger gesunder junger Mann und hatte keinerlei koerperliche Gebrechen. Ich arbeitete als Kaufmann und verdiente genuegend. Waehrend der Verfolgungszeit habe ich unsaegliches erleiden muessen.
Quelle: Soweit nicht anders angegeben: Akten Konrad Kittl, Eidesstattliche Erklärung Abraham Rimler
Ghetto Krakau, Plaszow, Skarzysko, Tschenstochau
Im Ghetto Krakau hatte ich die schwersten Arbeiten - und zwar waren es Bauarbeiten - in der sogenannten Hoch- und Tiefbaufirma zu leisten. Bei der Arbeit wurde ich oefter misshandelt. Am schlimmsten traf es mich aber, dass man damals meine Familie, meine Eltern und 5 meiner Geschwister, wegschleppte und ich sie nie wiedergesehen habe. Auch ich erwartete jeden Moment den Tod. Von Krakau war ich physisch schon vollstaendig gebrochen. Ich war abgemagert und so schwach, dass ich mich nur noch mit groesster Willensaufbietung zur Arbeit gehen konnte. Ich wurde zu Arbeiten in der sogenannten Stahlmuehle, herangezogen. Ich musste die Arbeit eines Pressschweissers verrichten. Eines Tages, als ich nicht mehr richtig arbeiten konnte, kam ein Wachtposten, er hatte bei uns den Spitznamen 'Rothkopf' und schlug mich, da er mit meiner Arbeit nicht zufrieden war mit einem Eisenstock so lange auf den Ruecken, bis ich bewusstlos zusammenbrach. Niemand konnte mir helfen. Aus Angst vor dem Tode, habe ich mich aber wieder aufgerafft und weitergearbeitet. Seit dieser Zeit leide ich unter Rueckenschmerzen.
Zwangsarbeitslager für Juden im "Generalgouvernement" | |
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Ort | Skarżysko-Kamienna |
Bezeichnung | |
Gebiet | Generalgouvernement, Distrikt Radom (1939-1945) |
Eröffnung | Männer: Januar 1940 (erste Erwähnung); Frauen: April 1940 (erste Erwähnung) |
Schließung | Oktober 1944 (letzte Erwähnung): Die männlichen Häftlinge wurden Juni/August 1944 in das Zwangsarbeitslager für Juden Tschenstochau und in das KZ Buchenwald "evakuiert". Die weiblichen Häftlinge wurden im August 1944 in das Außenlager Leipzig des KZ Buchenwald "evakuiert"./ Das Lager wurde im Juli 1944 "evakuiert": 4.000 Juden wurden zur Hasag-Zentrale nach Leipzig verschleppt und etwa 3.000 in die Hasag-Werke in Czestochowa |
Deportationen | 1942 trafen mehrere Transporte mit Häftlingen im Lager ein, darunter etwa 2.000 Juden aus Kielce und etwa 500 aus Checiny, im März und November aus Plaszów und dann etwa 1.900 aus Majdanek, Anfang März 1944 etwa 1.600 aus dem Ghetto Lodz. Aus Plaszów erreichte ebenfalls im März ein Transport mit etwa 2.000 und Häftlingen das Lager. |
Häftlinge | In dem Lager befanden sich zeitweise 8.000 Häftlinge. |
Geschlecht | Männer, Frauen und Kinder |
Einsatz der Häftlinge bei | HASAG (Hugo Schneider AG); Vereinigte Elektrizitätswerke der Bezirke Radom und Kielce |
Art der Arbeit | Männer: Arbeit in der Munitionsfabrik, Bahnbau; Frauen: Arbeit in der Munitionsfabrik |
Bemerkungen | Im März 1944 wurden alle Kinder im Lager ermordet. |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Zwangsarbeitslager für Juden im "Generalgouvernement" | |
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Ort | Częstochowa / Tschenstochau |
Bezeichnung | HASAG Rakow |
Gebiet | Generalgouvernement, Distrikt Radom (1939-1945) |
Eröffnung | Juni 1943 |
Schließung | 15.01.1945; die Häftlinge wurden in das KZ Buchenwald "evakuiert"; Befreiung am 16.01.1945 |
Deportationen | |
Häftlinge | |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | HASAG (Hugo Schneider AG) Rakow Eisenhütte |
Art der Arbeit | |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
Buchenwald/Tröglitz
Im Lager Czenstochau aus, schleppte man mich mich in das KZ Buchenwald. Ich bekam die Haeftlingsnummer 116852. Die Verhaeltnisse waren hier noch schlimmer. Im Lager Seit-Treglitz (1) musste ich bei der Herstellung von synthetischen Benzin arbeiten. Bei der Arbeit wurden wir staendig schikaniert und geschlagen. Vieler meiner Mitgefangenen kamen um.
Anmerkung (1) Tröglitz, Werk Zeitz der BRABAG
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald | |
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Ort | Tröglitz, Gemeinde Rehmsdorf |
Bezeichnung | "Wille" |
Gebiet | Preußen (Provinz Sachsen) |
Eröffnung | 05.06.1944 |
Schließung | "Evakuierung" am 09.04.1945 nach Wittenberge. |
Deportationen | |
Häftlinge | Bis zu 4.250, vor allem Juden |
Geschlecht | Männer |
Einsatz der Häftlinge bei | BRABAG (Braunkohle-Benzin AG); Werk Zeitz |
Art der Arbeit | Aufräumarbeiten (z.B. Entschärfung von Blindgängern), Arbeit im Straßen-, Tief- und Gleisbau, Bau von Flakstellungen, um die Produktion von synthetischem Treibstoff zu sichern. |
Bemerkungen | 200 Holländische Häftlinge (untergebracht im Ochsenstall der Zuckerfabrik und im Gutshof Harnisch in Gleina) bauten für die späteren Häftlinge im Juni 1944 ein Zeltlager an der Rehmsdorfer Straße. Ende 1944 wurde unter der Leitung der Organisation Todt in Rehmsdorf ein neues Lager errichtet. |
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de |
"Evakuierung" von Buchenwald
Von Buchenwald schleppte man uns dann, als sich die Russen dem Gebiet schon naeherten, in andere KZ’s, d.h. wir kamen auf den sogenannten Todesmarsch. Zunaechst wurden wir mit Gueterzuegen transportiert.
An der Station Reitzenheim wurde der Bahnhof bombardiert und unser Zug getroffen. Alle Haeftlinge und auch die SS, die uns bewachte, rissen aus. Wir rannten in die umliegenden Waelder, aber bald ordneten sich die Verhaeltnisse und von allen Seiten kam die SS. Der, der weglief und sich verstecken wollte, wurde erbarmungslos erschossen. Ich erhielt damals auch einen Streifschuss, die kleine Zehe meines rechten Fusses wurde verletzt. Aus Angst, dass man mich gleich erschiessen wuerde, bin ich mit angeschossenen Fuss zurueck zum Zug und sagte der SS, ich moechte zu meinem Kommando zurueck.
Ich hatte Glueck, dass man meine Verletzung nicht sah. Unter grossen Schmerzen schleppte ich mich weiter und kam im KZ Theresienstadt an.
Theresienstadt
Als ich hier ankam, hatte ich bald einen schweren Typhus. Die letzten Tage vor der Befreiung rannte ich wie ein Toter herum, konnte mich ueberhaupt nicht bewegen. Mein Fuss war entsetzlich angeschwollen.
Krakau, West-Deutschland
Von Theresienstadt aus begab ich mich nach Krakau. Ich blieb in Krakau nicht sehr lange, damals setzten Pogrome ein, ich hatte mich mehr oder weniger zu verstecken. Von Krakau aus kam ich nach West-Deutschland und kam zuerst in das DP-Lager Eschwege, spaeter war ich im DP-Camp Hessisch-Lichtenau, dann in Kassel und als das Lager aufgeloest wurde kam ich nach Landsberg-Lech.
Waehrend der gesamten Zeit stand ich unter aerztlicher Behandlung. An die Aerzte, die mich in Krakau betreuten, kann ich mich nicht mehr erinnern, ich weiss nicht einmal meine Adresse, in dieser Zeit in Krakau. In den DP-Lagern in Westdeutschland war ich sehr oft in Krankenhaeusern. An die einzelnen Krankenhaeuser und auch an die Aerzte kann ich mich nicht mehr erinnern - ich bitte daher beim Internationalen Roten Kreuz nachzufragen.
Anmerkungen
Weitere Quellen
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Entschädigungsamt
Darmstadt 1958- , AZ D/14954/14
Anmerkungen
Erläuterungen zu dem Dokumenten aus den Arolsen Archives siehe den e-guide, z.B für Arbeitseinsatzkarten, oder C/M 1 Anträgen
Bildnachweis
- A member of the German SS supervises the boarding of Jews onto trains during a deportation action in the Krakow ghetto. United States Holocaust Memorial Museum, Photograph Number: 02159
- Krakow, Poland, German policemen watching the Jewish forced labor workers. Yad Vashem, Archival Signature 4572/6
- C/M 1 Akten aus Deutschland, Abraham Rimler, 3.2.1.1/79677744 ITS Digital Archive, Arolsen Archives
- C/M 1 Akten aus Deutschland, Abraham Rimler, 3.2.1.1/79677744 ITS Digital Archive, Arolsen Archives