Angaben aus den Akten

Die Angaben stammen aus

  • Eidesstattlichen Erklärung der Antragsteller
  • Eidesstattlichen Erklärungen der Zeugen
  • Angaben in den div. Antragsbögen
  • Gutachten über die Antragsteller
  • Gerichtsverfahren
  • Auskünften des International Tracing Servie (ITS), Arolsen

Die eidesstattlichen Erklärung wurden zu verschiedenen Anlässen abgegeben, die oft Jahre auseinanderlagen:

  • Anfänglich wird eine „Schilderung des Verfolgungsverlaufs unter ausführlicher Darlegung der geltend gemachten Körperschäden […] auch Verfolgungsschicksal näherer Angehöriger (Ehefrau, Kinder, Eltern usw.)“ gefordert, siehe Schreiben eines Entschädigungsamtes
  • Spätere detaillierte Nachfragen der Ämter/Gerichte bei Unklarheiten oder ungenauen Angaben (Zeit, Ort, Umgebung)
    • Simon Chester: „Die genauen Personalien seiner Eltern und aller seiner Geschwister mitzuteilen“ (weitere Angaben gefordert)
    • Motel Friedman: „Dem Kläger wird die Auflage erteilt […] zu schildern und unter Beweis zustellen (1) sein Schicksal und seine für den streitigen Anspruch bedeutsamen Erlebnisse ab seiner Flucht aus dem Ghetto Rokitno im August 1942“.
    • Abraham Gelbart: „Dem Kläger wird aufgegeben, binnen einer Frist von 2 Monaten in einer eidesstattlichen Versicherung seine Lebensbedingungen während der Freiheitsentziehung und seine Lebensverhältnisse nach der Befreiung zu schildern. Für die Zeit der Freiheitsentziehung soll er insbesondere die Art der von ihm geleisteten Arbeiten evtl. Misshandlungen, Erkrankungen und solche Ereignisse angeben, die einen besonders belastenden Eindruck hinterlassen haben.“ (Beweis-Beschluß des Oberlandesgerichts Stuttgart, 18.5.1967)
    • Malka Jewerowicz: „In ihrem Brief vom 15. Juni 1968 verlangen sie eine Aufstellung meiner Wohnsitze waehrend des Krieges und meine Lebensgeschichte“.
    • Chassia Perski: „(2) Wieviele Wochen oder Monate vergingen zwischen dem Einmarsch der deutschen Truppen und der Flucht der Klägerin aus Iwenitz? (weitere Angaben gefordert)
    • Marie Szumer: (1) Wo und wann (wie lange) sie mit ihrem Ehemann von Beginn des Krieges an zusammen war und wo sie ihn letztmalig gesehen hat. Dieselben Angaben benötigen wir auch bezüglich ihrer sämtlichen Kinder, auch der inzwischen verstorbenen.“ (Schaden am Leben, weitere Angaben gefordert.)
    • Rose Weiss: Aufwendige Identitätsprüfung
    • Weitere: Zohar Zipora; Sam Koperwas; Sarah Wieder; Jakob Wandermann; Bronka Stern; Abraham Kanarek, Rose Weiss
  • Die Prüfungen der Aussagen ist umfassend:

    • Es werden alle Aussagen des Antragstellers geprüft (z.b. Aussagen zur Entschädigung des Freiheitsschadens, Mantelbogen/Globalantrag),
    • mit Aussagen der Zeugen in deren eigenen Verfahren verglichen,
    • Dokumente von Einwanderungsbehörden zugezogen,
    • Angaben der Antragsteller*innen gegenüber anderen Organisationen (z.B. CM/1 Anträge)  ausgewertet,
    • Auskünfte bei „Heimatauskunftsstellen“ eingeholt
  • Beispiele:
    • Calol Finkelstein, Diskrepanzen in Erklärungen, Schreiben des Landesamtes vom 29.11.1967: „Einen derartigen Freiheitsschaden (Anm.: bezieht sich auf Aussage vom 27.2.1950) hat der Antragsteller auch mit seiner Erklärung an Eidesstatt am 12.9.1956 vorgetragen. Gegenüber Dr. Pineas hat der Antragsteller dagegen folgenden Freiheitsschaden angegeben…“
    • Salomon Stein: „(Ich) habe weitere ärztliche Unterlagen über die Botschaftt der Bundesrepublik Deutschland in Bern und beim Medical Board in Tel-Aviv angefordert“.

Es werden auch Jahre später noch Entschädigungen zurückgefordert, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben haben: siehe Aaron Wajsblatt. Edmund Thaler.

  • „Aus einem jetzt dem Landesamt zugegangenen ärztlichen Gutachten für jüdische Invaliden, das in Ulm am 13.6.1947 gefertigt wurde, geht hervor, dass der Antragsteller bei der Roten Armee gewesen ist und im Jahre 1942 in Stalingrad infolge einer Verschüttung ein posttraumatische Neurosis zugezogen hat.“ (Akte Edmund Thaler, Schreiben von 1967, darauf hin wurde Haftentschädigung, gewährt 1950, zurückgezogen).

Angaben aus Datenbanken

Einen Überblick finden man hier: Entschädigungsakten/Wiedergutmachungsakten.

Weitere Quellen

Schwierigkeiten und Probleme

Folgende Probleme traten bei der Erstellung der Biografien auf:

  • Schreibweisen von Ghetto- und Lagernamen. Schreibfehler, z. B. "Netzweiler" statt "Natzweiler". Darüberhinaus - insbesondere bei Ghetto- und Städtenamen - gibt es sprachspezifische Unterschiede: Kauen (deutsch), Kaunas (litauisch), Kowno/Kovno (russisch). Siehe die Ghettoliste des Bundesfinanzministeriums in Überarbeitung, abgerufen 5.12.2019. Eine ältere Version der Liste enthält noch zusätzliche Informationen, siehe Ghettoliste, Stand 2014. Auch wurden oft phonetische Schreibweisen benutzt.
  • Schreibweisen von Namen der Antragsteller: Häufig unterscheiden sich Schreibweisen sogar innerhalb eines Aktes. Auch bei der Erstellung von Unterlagen (Häftlingskarteikarten etc.) entstanden oft Schreibfehler. Darüberhinaus gibt es deutsche oder polnische Schreibweisen eines Namens.
  • fehlerhafte Geburtsdaten. Schreibfehler beim Erstellen von Unterlagen, absichtliche fehlerhafte Angaben der Antragsteller, z. B. um sich als älter auszugeben, um Deportationen zu entgehen.
  • ungenaue Datumsangaben bei Wechsel von Lagern. Ergänzende/genauere Hinweise finden sich in Lagerbeschreibungen. Die Angaben aus den Akten wurden entsprechend ergänzt.

Themen

Die Biografien verweisen auf weitere Themen wie z.B