Abraham Gelbart

Abraham Gelbart - Stationen
Abraham Gelbart -Stationen
  • geboren am 19.12.1910 in  Tschenstochau/Polen,
  • Ghetto Tschenstochau, Zwangsarbeitslager HASAG Tschenstochau,
  • 17.1.1945 KZ Buchenwald, Häftlingsnummer 114486
  • 29.1.1945 KZ Buchenwald/Außenlager "Laura"
  • 13.4.1945 KZ Dachau
  • 30.4.1945 Befreiung bei Staltach
  • Feldafing, Bieberach, Tutzing, Stuttgart
  • 1948 Israel

Schicksale von Verwandten und Angehörigen: Mutter ist mit 66 Jahren im K.Z. umgekommen, 6 Brüder und 4 Schwestern im  Lager ermordet. Er ist alleine am Leben geblieben.

Verh. 1934, Frau im schwangeren Zustand und sein Kind im K.Z. Treblinka ermordet.

Quelle: Ärztliches Gutachten vom 28.5.1961

Tschenstochau, HASAG

Ich musste im Ghetto Czenstochau und in der Munitionsfabrik Hassag Pelcery schwerste, meine Kräfte weit übersteigende Zwangsarbeiten leisten. Dies beim Ab- und Aufladen von Kohle, Steinen und andere verschiedene schwere Arbeiten. In der Munitionsfabrik Hassag Pekcery musste ich 12 Stunden, Tag- oder Nachtschicht, schwer arbeiten.

Ich musste Salzsäure handhaben, ohne erforderliche Schutzmassnahmen. Die erstmals erhaltenen Handschuhe und Schuhe wurden von der Salzsäeure aufgefressen, gelocht. Ich hatte Ausschläge, mit Eiterwunden, die Säure kam auf diese Wunde, brannte sie noch mehr aus, die Schmerzen waren unerträglich, ich musste weiter arbeiten. Auf den Armen und Füssen sind heute noch heute Narben von schlecht verheilte Brandwunden zu sehen.

Gleich nach Einmarsch der Deutschen, war ich Augenzeuge, wie mein jüngerer Bruder Jakob, zusammen mit anderen 62 Juden - mein Bruder war 20 Jahre alt - erschossen wurde. Meine Mutter wurde von Czenstochau nach Treblinka abtransportiert sie ist dort umgekommen. Meine anderen Geschwister, die in Klobuck - nur ca. 17 km von Czenstochau entfernt, wurden abtransportiert und sind umgekommen. (Teil in Treblinka, Teil in Auschwitz). Meine erste Ehefrau, mit meiner Tochter von 11 Jahren, wurde nach Treblinka abtransportiert, zusammen mit meiner Mutter. Meine Frau war schwanger im 9 Monat. Sie sind alle umgekommen.

Eine fürchterliche Erschütterung erlitt ich, als ich, als ich einmal zusammen mit anderen 300 Häftlingen, zum Erschiessen genommen wurde. Ich entkam dem sicheren Tod dadurch, dass mein Meister-Aufseher, ich glaube zu wissen, dass er Niziolek geheissen hat, mich von der Menge herausholte, weil ich ein guter Arbeiter  war und er mich gebraucht hatte.

Ein weiteres schweres Erlebnis war, als ich einmal, nach einer schweren Nachtschicht ins Lager kam, mich auszog und ins Bett legte und sofort aufgefordert wurde, zum Ausheben von Schuetzengraben zu gehen. Weil ich es gewagt hatte zu sagen, ich wäre erst vor einer halben Stunde, nach einer schweren Nachtschichtsarbeit zurückgekommen, wurde ich auf folgende Weise bestraft. Es war schwerer Winter, ich musste barfuss und ausgezogen, nur in einem Hemd 30-40 mal um den ganzen Apellplatz herumlaufen und wurde mit Gummiknüppeln geschlagen. Der SS Mann, der es veranlasst hatte, hiess Deggenhart.

Ich wurde auch sehr oft, bei der Zwangsarbeit schwer misshandelt. Nach der Befreiung war ich in einem Zustand völliger seelischer und körperlicher Erschöpfung und krank.

Zwangsarbeitslager für Juden im "Generalgouvernement"
Ort Częstochowa / Tschenstochau
Bezeichnung HASAG Pelzery
Gebiet Generalgouvernement, Distrikt Radom (1939-1945)
Eröffnung 22.09.1942; Lager für Frauen: 22.09.1942 (erste Erwähnung)
Schließung Befreiung am 16.01.1945
Deportationen  
Häftlinge  
Geschlecht Männer und Frauen
Einsatz der Häftlinge bei HASAG (Hugo Schneider AG) Pelzery-Apparatebau
Art der Arbeit Arbeit in der Munitionsfabrik
Bemerkungen Im Juli 1943 führte die Polizei Massenerschießungen im Lager durch. Am 20. Juli wurden 400 Personen erschossen.
Quelle: deutschland-ein-denkmal.de
Stadtplan Tschenstochau, Quelle: [1]

Buchenwald/Laura

Abraham Gelbart - Häftlingspersonalkarte
Abraham Gelbart - Häftlingspersonalkarte, Quelle: [2]
Arbeitseinsatzkarte Abraham Gelbart
Arbeitseinsatzkarte Abraham Gelbart; Quelle: [3]

Nach dem Krieg

Nach der Befreiung war ich im Ambulatorium der chirurgischen Abteilung des D.P. Spitals in Landsberg betreut. Dr. Dobrzynski war einer der Ärzte. Ich lebte später in Stuttgart, fuhr aber sehr oft auch zu Dr. Dobrzynski zur Behandlung. Ich kannte ihn noch aus Czenstochau. In Deutschland war ich in einem schlechten Gesundheitszustand und konnte nicht arbeiten.

Als ich 1948 nach Israel kam, konnte ich immer noch nicht arbeiten.

Anmerkungen

Weitere Quellen

  1. Ghetto Tschenstochau (memorialmuseums.org)
  2. Ghetto Tschenstochau (holocaustmemorialproject.org)
  3. Ghetto Tschenstochau (deathcamps.org)
  4. Ghetto Tschenstochau (wikipedia)
  5. Ghetto Tschenstochau  (sztetl.org)
  6. HASAG (14.3.2023)
  7. Gedenkstätte "Zwangsarbeit in Leipzig"

Entschädigungsamt

Stuttgart ES/A 6809 (0)-II Mz/Goe.; ES/A 19672

Anmerkungen

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Bildnachweis

  1. Karte von Tschenstochau, 1935 (Mapster), mit Angaben von deathcamps.org
  2. Häftlings-Personal-Karte Abraham Gelbart, Individuelle Häftlingsunterlagen - KL Buchenwald 1.1.5.3/5935324/ITS Digital Archive, Arolsen Archives
  3. Arbeitseinsatzkarte Abraham Gelbart, Individuelle Häftlingsunterlagen - KL Buchenwald 1.1.5.3/5935325/ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Erläuterungen siehe e-guide